Staudamm-Sprengung
Thunberg: „Welt hat nicht ausreichend reagiert“
Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine ist die offizielle Zahl der Todesopfer auf mindestens 62 gestiegen. Die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit höher sein. Die Führung in Kiew sprach bereits unmittelbar nach dem Dammbruch, für den die ukrainische Seite die russischen Besatzer verantwortlich macht, von der „größten menschengemachten Katastrophe seit Jahrzehnten“. Am Donnerstag beklagte die schwedische Umwelt-Ikone Greta Thunberg bei ihrem Besuch in Kiew, dass die Welt auf diese Katastrophe „nicht ausreichend“ reagiert habe.
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Staudamm am Fluss Dnipro war am 6. Juni teilweise zerstört worden, riesige Mengen Wasser traten aus und überschwemmten weitflächige Gebiete. Kiew und Moskau werfen einander vor, für den Dammbruch verantwortlich zu sein. Die Existenzgrundlage von fast einer halben Million Menschen ist durch die Vernichtung der Agrargebiete auf Jahre zerstört. Und: Durch die Überschwemmungen verkleinert sich das mögliche Aufmarschgebiet für die ukrainische Armee für die Gegenoffensive um ein Vielfaches.
Selenskyj an Thunberg: „Brauchen professionelle Hilfe“
Thunberg begab sich am Donnerstag gemeinsam mit der schwedischen Ex-Regierungschefin Margot Wallström, der irischen Präsidentin Mary Robinson und der finnischen Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Heidi Hautala, nach Kiew. Ihre Umwelt-Arbeitsgruppe soll dazu beitragen, Russland zu einer Kompensation für die Staudamm-Sprengung und andere kriegsbedingte Umweltschäden in den vergangenen 16 Monaten zu zwingen.
„Wir brauchen Ihre professionelle Hilfe", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beim Empfang der Gruppe. Er wies vor allem auf die schlimmen Verwüstungen im südlichen Gebiet Cherson hin.
„Ich denke nicht, dass die Reaktion der Welt auf diesen Ökozid ausreichend war“, sagte Thunberg ukrainischen Medien zufolge. „Ich denke nicht, dass irgendeine Reaktion ausreichend sein kann. Denn es gibt einfach keine Worte, um diese Brutalität zu beschreiben.“ Selenskyj berichtete zudem von Problemen bei der Trink- und Nutzwasserversorgung in Cherson und im angrenzenden Gebiet Mykolajiw. Geschädigt seien zudem der Agrarsektor und die biologische Vielfalt der Region.
Ex-US-Vizepräsident ebenfalls in Kiew
Ebenfalls in Kiew weilte am Donnerstag der frühere US-Vizepräsident Mike Pence. Damit machte er auch seine Position im Wettbewerb um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner für die Wahl 2024 deutlich. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Amerika auf der Weltbühne weiterhin führt. Dass wir uns der nackten Aggression, die wir hier gesehen haben, entgegenstellen“, sagte der 64-Jährige in einem NBC-Interview.
„Der Krieg hier in der Ukraine ist nicht unser Krieg, aber Freiheit ist unser Kampf“, sagte Pence in dem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch. Die Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland liege im nationalen Interesse der USA.
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