Der gewaltige Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai nahe dem Inselreich Tonga im Südpazifik, der am 15. Jänner einen Tsunami auslöste, hat auch das stärkste Gewitter aller Zeiten verursacht. Insgesamt wurden bei der Eruption mehr als 192.000 Blitze registriert.
Ein Team des US Geological Survey (USGS) Cascades Volcano Observatory und des Los Alamos National Laboratory nutzte optische Sensoren von zwei Satelliten sowie ein weltweites Netzwerk bodengestützter Radioantennen in Tausenden von Kilometern Entfernung, um die Blitze aufzuzeichnen. „Dieser Ausbruch löste ein heftiges Gewitter aus, wie wir es noch nie gesehen haben“, berichtet Alexa Van Eaton, Vulkanologin beim USGS.
„Es gibt nichts Vergleichbares“
„Wir haben herausgefunden, dass Vulkanwolken Bedingungen für Blitze schaffen können, die weit über den Bereich meteorologischer Gewitter hinausgehen, die wir bisher beobachtet haben“, so die Wissenschaftlerin. „Es stellt sich heraus, dass Vulkanausbrüche extremere Blitze erzeugen können als jede Art von Gewittersturm auf der Erde. Das Ausmaß hat uns richtig umgehaut. So etwas haben wir noch nie gesehen, es gibt nichts Vergleichbares bei meteorologischen Stürmen“, so Eaton.
Forscher registrierten fast 200.000 Blitze
Als der unter Wasser gelegene Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai ausbrach, entstand eine mindestens 58 Kilometer hohe Wolke aus Asche, Wasser und magmatischem Gas. Diese erzeugte in einer Höhe von 20 bis 30 Kilometern über dem Meeresspiegel - von sogenannten Red Sprites abgesehen - die höchstgelegenen bis dato auf der Erde gemessenen Blitze. Insgesamt habe man während des Ausbruchs knapp 200.000 Blitze in der Eruptionswolke registrieren können, berichten die US-Forscher.
Vulkanische Gewitter entstehen in den Eruptionswolken, vornehmlich dann, wenn diese ungewöhnlich schnell aufsteigen, der Gasdruck der Explosion also besonders hoch ist. Durch die Reibung der Ascheteilchen entsteht ein elektrisches Spannungsfeld, das sich schließlich in den Blitzen entlädt.
Wie die von den beiden Satelliten zur Erde gefunkten Daten zeigen, verteilten sich die Blitze nicht zufällig über die Eruptionswolke, sondern traten in mehreren Donut-förmigen Ringen auf. Derartige Ringe seine zwar schon zuvor beobachtet worden, jedoch noch nie so viele auf einmal, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Geophysical Research Letters“.
Schockwellen jagten um den Globus
Der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha‘apai gehörte laut neuesten Studien zu den stärksten, die jemals aufgezeichnet wurden. Die Eruptionen schickten Schockwellen rund um den Globus und sogar bis an den Rand des Weltraums. Zum Glück fand der Ausbruch unter Wasser und weitab ab von dicht besiedelten Gebieten statt.
Der Ausbruch des Untersee-Vulkans war laut der US-Raumfahrbehörde NASA hundertmal stärker als die Sprengkraft jener Atombombe über Hiroshima, die die japanische Stadt anno 1945 weitgehend zerstörte. Die bei der Eruption freigesetzte Energiemenge könnte „etwa vier bis 18 Megatonnen TNT“ entsprochen haben, heißt es.
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