Vor allem über dem Süden Deutschlands ist am späten Montagabend, um 22.45 Uhr MESZ, eine spektakuläre Feuerkugel zu sehen gewesen. Bereits 500 Menschen haben ihre Beobachtungen dazu gemeldet, Sichtungen aus Österreich sind bisher allerdings nur sehr wenige eingelangt, weshalb die Forscher auf die Mithilfe der Bevölkerung hoffen.
Die Wissenschaft sei auf diese Mithilfe angewiesen, um Flugbahnen berechnen zu können und die kosmischen Besucher zu bergen, wie der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien, Ludovic Ferrière, erklärt. Er war bereits in einige Bergungen von Meteoriten involviert und hat zwei spezielle Meteor-Kameras installiert, die in das „AllSky7“-Feuerballnetzwerk eingebunden ist. Dahinter verbirgt sich ein europaweiter Verbund, der sich dem Sammeln von Informationen zu aktuellen Feuerkugel-Sichtungen verschrieben hat.
Zwei solcher Meteor-Kameras sind bereits auf dem Dach des NHM installiert und weitere aus dem „FRIPON-Austria Netzwerk“ werden bald in ganz Österreich installiert. Je mehr Sichtungen an die Experten gemeldet werden, desto präziser können Rückschlüsse auf Flugbahn, Geschwindigkeit, Größe, Beschaffenheit und letztlich mögliche Einschlagstellen des Meteoriten oder Teile davon gezogen werden.
Ferrière verweist in dem Zusammenhang auf ein einfach auszufüllendes Online-Formular hin, mit dem Menschen, die ein mögliches Feuerkugel-Ereignis beobachtet oder gar gefilmt haben, ihre Sichtungen und persönlichen Eindrücke schildern können.
Bei dem Ereignis vom Montag handelte es sich laut ersten Angaben des „AllSky7“-Netzwerkes um eine „sehr helle Feuerkugel“. Sie konnte auch von den Kameras am Dach des NHM festgehalten werden. Auf Basis der Videos arbeiten Forscher momentan daran, die Flugbahn des außerirdischen Brockens zu berechnen, wie Ferrière erklärte.
Meteorit war rund 260 Kilogramm schwer
Experten des Astronomischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik konnten das Ereignis mittlerweile grob aufarbeiten: Demnach hatte der Meteorit beim Eintritt in die Atmosphäre einen geschätzten Durchmesser von 70 bis 80 Zentimeter und ein Gewicht von rund 260 Kilogramm. Sichtbar wurde die Feuerkugel ab einer Höhe von rund 100 Kilometern über den süddeutschen Städten Ingolstadt und Regensburg. Nicht mehr sichtbar war der Fall dann ab einer Höhe von 35 Kilometern westlich der Stadt Höchstadt nahe Nürnberg (Bayern).
Brocken war mit 1440 km/h unterwegs
Unterwegs war der Brocken anfänglich mit um die 24 Kilometer pro Sekunde. Zu sehen war das rund sechssekündige Ereignis von Dänemark bis nach Mittelitalien. Laut Ferrière ist es aufgrund der bisherigen Informationen sehr unwahrscheinlich, dass Teile gefunden werden. Diese wären nämlich sehr klein und auch mit organisierten Suchkampagnen kaum zu identifizieren.
Solche Bergungen sind insgesamt äußerst selten: Auf österreichischem Boden wurde zuletzt am 4. Juli 2021 ein 233 Gramm schweres Fragment eines Meteoriten in der steirischen Gemeinde Kindberg geborgen. Beim nunmehr „Kindberg-Meteorit“ genannten Ankömmling handelt es sich erst um den achten derartigen Fund in Österreich in den vergangenen 250 Jahren und den ersten seit 1977.
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