27 Jahre ist es her, dass mit Waltraud Klasnic erstmals eine Frau an die Spitze einer österreichischen Landesregierung gewählt wurde. „Landeshauptmann“ war damals noch so selbstverständlich, dass die Steirerin mit „Frau Landeshauptmann“ angesprochen werden wollte.
Acht Jahre später wurde Gabi Burgstaller die erste Landeshauptfrau - und Salzburger SPÖ-Chefin. Johanna Mikl-Leitner ist seit 2017 die Dritte im Bunde, und niemand käme mehr auf die Idee, sie „Frau Landeshauptmann“ zu nennen. Die Zeiten ändern sich, und das ist gut so.
Nicht für die FPÖ. Dort lässt sich Udo Landbauer als „Herr Landeshauptmann-Stellvertreter“ ansprechen, obwohl im Bestellungsdekret ausdrücklich „Landeshauptfrau-Stellvertreter“ steht. Ein Blick auf die Webseite des Landes Niederösterreich zeigt, dass die selbst gewählte Anrede keinesfalls ein Versehen, Seitenhieb oder gar Scherz ist. Dort wurde die korrekte Bezeichnung still und heimlich entfernt und mit „LH-Stellvertreter“ ersetzt. Auch Susanne Rosenkranz trägt die männliche Bezeichnung „Landesrat“.
Man könnte glauben, das geplante Genderverbot in Niederösterreich werfe schon seine Schatten voraus. Aber eigentlich lässt das nur einen einzigen, viel banaleren Schluss zu. Da hat ein Mann ein Problem damit, dass eine Frau die Nummer eins ist, und bezeichnet sie deshalb - als Mann. Kann man nicht erfinden. Sagt aber alles aus über das Selbstverständnis und Männerbild der Nummer zwei.
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