Nach 94 Jahren in Heiligenstadt und vier Generationen im Familienbesitz übergibt eines der letzten Bahnhofsgaststätten das Zepter. Wieder ein österreichisches Kult-Lokal weniger in der Stadt.
Als Alfred Marschners Großeltern ihre Bahnhof Gaststätte am heutigen Bahnhof Heiligenstadt eröffneten, fuhr dort nicht die U4, sondern die Franz-Jospehs-Bahn.
1980 wurde schließlich die U-Bahn gebaut und zwei Jahren später übernahm Marschner das nunmehrige s’Weckerl von seinen Eltern. „Wir waren lange der Platzhirsch hier, als es noch keine Bäckerfilialen gab“, schildert Gattin Mathilde. Man sei auch der erste gewesen mit einem gefüllten Weckerl - daher der Name.
Viel Wiener Blut
Doch mit Freitag ging nach 94 Jahren eine Ära zu Ende, denn Familie Marschner n- mittlerweile war bereits Tochter Alexandra Pistrol die Chefin - gibt das Kult-Lokal und eines der letzten urigen Bahnhofsgaststätten ab. „Es ist viel Wiener Blut hier geflossen“, lacht Pistrol. Viele Geschichten wurden erzählt, viel gelacht, viel geweint.
Für unzählige Stammkunden war das s’Weckerl das zweite Wohnzimmer, ebenso für die langjährigen Mitarbeiter, darunter Julio. „Wir sind alle wie eine Familie“, betont er.
Etwas bleibt erhalten
„Ich gehe mit einem lachenden und weinenden Auge. Als selbstständige Frau mit bald zwei Kindern funktioniert es in der Gastro nur schwer“, sagt Pistrol. Übernommen wird das Lokal von der Firma Ströck - und soll ein Gastronomiebetrieb bleiben. Besonders wichtig: Alle Mitarbeiter können ihren Job behalten - damit bleibt zumindest ein Stück vom s’Weckerl erhalten.
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