Stephan Ofenluger (45) kämpft nach einem 15.000-Volt-Stromschlag seit vielen Jahren um Gerechtigkeit. Für den Arbeitsunfall will niemand verantwortlich sein. Geld hat er keines mehr, sein Haus kann er nicht fertigbauen.
Einst rannte Stephan Ofenluger aus Fischbach steile Berge hinauf. Er war Sportler und Naturbursch, hat überall mit angepackt und war sich für keine Arbeit zu schade. 2016 beschloss er, das Elternhaus in Fischbach auszubauen, der Rohbau stand bald.
15.000 Volt durchschlugen seinen Körper
Doch mit einem Schlag änderte sich alles! Es war der 24. Mai 2017. An jenem Tag sollte der Hilfsmonteur am Wiener Westbahnhof beim Projekt „Alptrans“ eine Oberleitung demontieren. Nach einer Besichtigung folgte die Freigabe, alle stromführenden Leitungen wären abgeschaltet, hieß es von Vorarbeitern. „Doch auf einmal war da ein Knall und ein Lichtbogen“, erinnert sich der 45-Jährige zurück. Ein 15.000-Volt-Stromschlag fuhr in seinen Hinterkopf ein und bahnte sich seinen Weg durch den gesamten Körper.
Dass der Steirer überlebte, grenzt an ein Wunder, tagelang rang er mit dem Tod. Aufgewacht ist er auf der Intensivstation des AKH Wien, lange war er nicht Herr seiner Sinne. Auch heute noch kämpft der Mann, der mittlerweile in Invaliditätspension ist, mit den Folgen: „Jeden Tag habe ich Schmerzen und Aussetzer. Als würde mir jemand den Stecker ziehen“, erzählt der sichtlich Gezeichnete mit zittriger Stimme, immer wieder kullern Tränen über seine Wangen.
„Ich will einfach nur Gerechtigkeit“
Was ihn und seine Familie so fassungslos macht: Niemand will die Verantwortung für den Arbeitsunfall übernehmen. „Im Gegenteil, die ÖBB wollen sie mir sogar umhängen“, ist Stephan Ofenluger schockiert. Tatsache ist, dass die Schaltpläne falsch waren, die Oberleitung, in die er geraten war, am Schaltplan nicht eingezeichnet war. Das hat auch ein Gericht bestätigt, die Ursache stellt laut einem Urteil jedoch ein „Organisationsverschulden im Vorfeld der Planung des Projekt Alptrans dar und wäre auf höherer Ebene zurechenbar“.
Was das bedeutet? Für Anwalt Marc Simbürger, dem Erwachsenenvertreter des Betroffenen, heißt das, dass die ÖBB für die richtigen Schaltpläne verantwortlich sind und die zuständige Staatsanwaltschaft zu lasch ermittelte. Die ÖBB hingegen beharren auf Verjährung, was laut dem Jurist ebenso wenig rechtens sei: „Aufgrund des Unfalls war mein Mandant nicht geschäftsfähig!“
Der Schaltplan war falsch und zeigte einen ungefährlichen Zustand! Hierfür muss die Eisenbahn die Verantwortung übernehmen.
Anwalt Marc Simbürger
Bild: Jauschowetz Christian
Beim ORF-„Bürgeranwalt“ wollten die ÖBB keine Stellungnahme abgeben, bedauern aber das Geschehene. Was sich Ofenluger von Herzen wünscht: „Ich will einfach nur Gerechtigkeit!“
Geldnot ist groß
Doch nicht nur der Gerichtsstreit belastet die Familie sehr. Sie steckt mittlerweile auch in Geldnot. Der angefangene Rohbau steht seit Jahren still, die Fenster sind mit Spanholzplatten sporadisch zugenagelt, vor allem im Winter bläst der kalte, raue Wind durch die kahlen Räume. An diesem Zustand wird sich so schnell auch nichts ändern: „Ich habe das Geld einfach nicht mehr. Es ist schon eine große Herausforderung, die Fixkosten zu stemmen“, ist Ofenluger verzweifelt.
Vielleicht möchten ja Firmen vor Ort mit anpacken und der Familie aus der größten Not helfen? Damit zumindest die Fenster dicht sind. Bitte melden Sie sich unter steirer@kronenzeitung.at
Wer Herrn Ofenluger finanziell unter die Arme greifen will, kann dies über unser Spendenkonto tun: „Die Krone hilft - Steiermark“, KW Stephan, AT152081500044569523.
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