Beim Umbau des Senioren-Wohnhauses auf der Schmelz ist einiges schiefgegangen. Statt grüner Fassade müssen Bewohner auf betongraue Wände blicken. Zudem wurde ein Biotop mit seltenen Kröten vernichtet.
Im Jahr 2021 wurde das Gebäude im 15. Bezirk saniert und gilt heute als modernste Einrichtung des „Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser“ (KWP) - oder „Häuser zum Leben“, wie sich selbst nennen. Zu Leben für Menschen, aber nicht für geschützte Tiere.
Denn die weitläufige Anlage war früher Lebensraum einer Erdkrötenpopulation - diese steht auf der Roten Liste für bedrohte Arten. Jetzt gibt es dort keine mehr. Umweltschützer Karl Stromberger ist sich sicher: „Durch den Neubau des Wohnhauses wurde das letzte Biotop der Kröten zugeschüttet. Es gab keine Auflagen zum Schutz der Tiere. Hier hat jemand am Zuschauen beim Artensterben vor der Haustür eine morbide Freude.“
Es hieß, dass keinerlei Maßnahmen getroffen werden müssen.
Ein Sprecher des Kuratorium Wiener Pensionistenhäuser
Gegenseitige Schuldzuweisung
Der KWP weiß um die Kröten und schiebt den Schwarzen Peter der Umweltschutzabteilung (MA 22) zu. „Bei der Planung wurde die MA 22 mit der Überprüfung auf geschützte Tierarten kontaktiert. Es hieß, dass keinerlei Maßnahmen getroffen werden müssen“, erklärt ein Sprecher. Da der Teich im Baubereich des Hauses und sanierungsbedürftig war, sei von einer Rettung abgesehen worden. Doch damit nicht genug: Viele Kröten hat zudem die nicht vorhandene Fassadenbegrünung des Hauses verschlungen. Zwar wurden die Vorrichtungen dafür montiert, aber keine Pflanze. Durch „Bauverzögerungen kam es zu erheblichen Mehrkosten“m heißt es - die Pflanzen fielen dem Sparstift zum Opfer.
Laut unseres Wissens hat das Haus dadurch eine wichtige Förderung verloren. Hier paaren sich Inkompetenz und Scheinheiligkeit.
FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss
Bild: APA/HERBERT NEUBAUER
Umdenken kommt für Erdkröten zu spät
FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss ortet weitere Fehler: „Laut unseres Wissens hat das Haus dadurch eine wichtige Förderung verloren. Hier paaren sich Inkompetenz und Scheinheiligkeit. Die Verantwortlichen schaffen es nicht, wenige Tausend Euro zur Errichtung eines Biotops für Kröten oder die Fassadenbegrünung aufzubringen.“
Nach der „Krone“-Anfrage scheint aber wieder Geld vorhanden zu sein. Denn ein neues Biotop sei bereits geplant und auch die Fassadenbegrünung wolle man nun in Eigenregie angehen, heißt es. Für die Erdkröten ist das wohl zu spät...
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