Am Wochenende ging in Eisenstadt ein Wohnwagen des Kinderzirkus „Vegas“ in Flammen auf. Dabei wurde auch das Zelt beschädigt. Für die siebenköpfige Zirkusfamilie Spindler aus Berlin bedeutet das, dass sie nun möglicherweise ohne Einkommen sind. Ein Lokalaugenschein.
Schockiert steht Catherine Spindler (17) in Eisenstadt vor ihrem ausgebrannten 13 Quadratmeter kleinen Wohnwagen, in dem sie auch lebt, wenn es draußen friert und schneit. Ihr ganzes Hab und Gut ist verkohlt. Ihre Kleider und Kostüme, ihre Dokumente, das Handy und bisschen Geld, das sie angespart hatte - nichts als Staub und Asche.
„Ich kann nicht fassen, dass ich nun obdachlos bin. Vergangene Nacht habe ich auf dem Sofa im Wohnwagen meiner Mutter übernachtet, aber ich bekam kein Auge zu“, schluchzt die Zirkusartistin aus Berlin und wischt sich eine Träne aus dem Gesicht. Unter den Pflastern, die auf ihrer Stirn, der Wange und Schläfe kleben, heilen Wunden, die sie vom Funkenflug abgekriegt hat.
Jetzt droht ein Verdienstausfall
Eigentlich wollte Catherine mit ihrer Familie von 1. bis 23. Juli Feriencamps für Kinder anbieten und mit Clown-, Drahtseil- und Akrobatik-Nummern einstudieren. Für die Wochenenden waren Vorstellungen geplant. Doch wenige Stunden vor dem ersten Auftritt am Samstag kam es den Brandermittlern zufolge plötzlich zu einem „unverschuldeten Kabelbrand“ hinter der Schalung von Catherines Wohnwagens.
„Wir waren alle mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt, als mein Sohn Nikolaus (27) den Qualm bemerkte. Die Rauchentwicklung im Wagen war so stark, dass wir sofort vier Feuerlöscher schnappten. Als Stichflammen auf das Zelt und drei weitere Wägen übersprangen, setzten wir den Notruf ab und eilten mit unseren Ponys, Ziegen und Hunden auf die Wiese, um uns in Sicherheit zu bringen“, schildert Mutter Viola (52).
Meine Tochter Catherine hat alles verloren, sogar die Erinnerungsfotos an ihren Vater, der vor acht Jahren starb. Ich hoffe, dass sie bald ein Dach über dem Kopf hat.
Zirkusbesitzerin und Dreifachmutter Viola Spindler (52)
Leben mit dem Notwendigsten
Zum Glück seien die Feuerwehren Eisenstadt, Kleinhöflein und St. Georgen prompt zur Stelle gewesen. Ohne sie wäre der Schaden noch größer. So oder so bedeutet er den finanziellen Ruin: „Unser privates Eigentum ist nicht vollkaskoversichert. Für den Großteil der Schadenssumme müssen wir also selbst aufkommen.“
Ein hartes Los, denn Mutter Viola hat auch noch Baby Grace (1) zu versorgen. Deren Vater tingelt gerade mit einem anderen Zirkus durch Deutschland, um Geld zu verdienen. Während der Lockdowns, als Auftritte verboten waren, hatten die Spindlers nämlich keine Einnahmen. Die staatlichen Corona-Hilfen, die sie damals erhielten, zahlen sie immer noch zurück. Seit der Teuerung leben sie überhaupt von der Hand in den Mund. Reserven haben sie keine.
Weiterkämpfen
„Der Sprit für die Autos, das Essen, das Futter für die Tiere - die Preise explodieren. Deshalb mussten auch wir unsere Preise anpassen. Zu viel können wir aber von den Familien, die ohnehin schon unter der Inflation leiden, nicht verlangen, sonst bleibt die Manage leer!“, seufzt Mutter Viola. Ein Statiker klärt nun ab, ob das Zelt soweit intakt ist, dass Feriencamps und Vorstellungen stattfinden und die Spindlers Geld verdienen können: „Wir hoffen es sehr!“
Dass das Zirkusleben hart sein kann, wusste ich schon als Kind. Wir bereisen pro Jahr rund 45 Städte in ganz Europa.
Catherine Spindler (17)
Die Zelte abbrechen und das Zirkusleben aufgeben, kann sich die Familie nicht leisten: „Wir machen Zirkus bereits seit fünf Generationen. Wir kennen nichts anderes. Außerdem lieben wir es, Menschen glücklich zu machen und lachen zu sehen. In diesen schwierigen Zeiten haben wir das alle bitter nötig.“
Wer die Familie unterstützen möchte, kontaktiert den Zirkus: 0660/23 52 655, circus-vegas@gmx.at
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