Gewalt in Frankreich
Polizei schlägt Alarm: „Wir sind im Krieg!“
Wegen neuen Krawallen musste die französische Polizei die Champs Élysées mit Tränengas räumen. Sogar die Familie eines Bürgermeisters wurde attackiert.
Mit harten Worten erklären die französischen Polizeigewerkschaften Alliance Police Nationale und UNSA Police die gewaltsamen Ausschreitungen im Land: „Die Polizisten sind heute im Kampfeinsatz, weil wir uns im Krieg befinden!“ Die Wortwahl sorgt für heftige Kritik, denn es heißt weiter: „Angesichts dieser wilden Horden reicht es nicht mehr aus, um Ruhe zu bitten, man muss sie erzwingen.“ Viele Politiker sehen die Aussagen als „Aufruf zu Aufruhr und Bürgerkrieg gegen einen Teil der Bevölkerung.“ Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon sagt: „Wer Ruhe will, gießt kein Öl ins Feuer!“
In der Nacht auf Sonntag rammten Randalierer im Pariser Vorort L’Haÿ-les-Roses das Wohnhaus von Bürgermeister Vincent Jeanbrun mit einem Auto und setzten es in Brand, während dessen Frau und Kinder gerade schliefen. Beim Versuch, zu entkommen, wurde die Familie verletzt. „Meine Entschlossenheit, die Republik zu schützen und ihr zu dienen, ist größer denn je“, erklärte der Politiker später. „Ich werde nicht zurückweichen.“
Dank des Einsatzes von 45.000 Polizisten und Tausenden Feuerwehrleuten war es aber ruhiger gewesen als in den Nächten zuvor. Die Pariser Einkaufsmeile Champs Élysées musste unter Einsatz von Tränengas geräumt werden. Auch in Lyon, Marseille und Grenoble wurde die Polizeipräsenz massiv verstärkt.
Spendenaktion für Polizisten
Nachdem in Marseille ein Waffengeschäft geplündert worden war, war die Polizei dort mit Spezialtruppen, gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern im Einsatz. Unterdessen sorgt eine Spendenaktion für den Polizisten, der den 17-Jährigen im französischen Nanterre erschossen hat, für Wirbel. Bis Sonntag wurden 500.000 Euro gesammelt, mit denen die Familie des Polizisten, „der seine Arbeit getan hat und nun einen hohen Preis zahlt“, wie es in der Kampagne heißt, unterstützt werden soll.
Den Spendentopf hatte Jean Messiha, ein Unterstützer des rechtsextremen Politikers Éric Zemmour, eingerichtet. Er prahlt nun damit, mehr Geld erhalten zu haben als jene, die für die Mutter des getöteten Buben sammeln.
Auch in Belgien und in der Schweiz kam es erstmals zu Ausschreitungen. In Brüssel wurden 30 Personen – viele davon minderjährig – festgenommen.
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