Das Österreichische Olympische Komitee startet nun im Herbst den nächsten Versuch, einen neuen Vorstand zu wählen. Der am Montag in Wien auf der außerordentlichen Hauptversammlung eingebrachte Vorschlag wurde in geheimer Abstimmung mit 31:13 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt. Die große Spaltung im österreichischen Sport ist daher abgewendet. Zuvor hatte Präsident Karl Stoss erklärt, für diesen Vorstand nicht zur Verfügung zu stehen.
Der aktuelle Vorstand ist seit März 2017 im Amt, wegen der Verschiebung der Tokio-Spiele wurde die Periode bis 2023 verlängert. Nun wird ein neuer Wahlausschuss eingesetzt, im September soll dann über den neuen Vorstand abgestimmt werden. „Diese demokratische Entscheidung der Hauptversammlung ist zur Kenntnis zu nehmen und das erwarte ich mir auch von allen Beteiligten. Darüber hinaus erwarte ich mir auch, dass jetzt wieder alle an einem Strang ziehen und gemeinsam für den Sport arbeiten“, sagte Stoss.
Nur Fechtverband fehlte
Stimmberechtigt waren die Vertreter von 40 Fachverbänden sowie das IOC-Mitglied (Stoss) und zwei Vertreter/Vertreterinnen der Athletenkommission, je eine Stimme haben Sport Austria und die Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und Sportunion. Von also 47 Stimmberechtigten waren bis auf einen Fachverband (Fechten) alle in einem Wiener Hotel anwesend.
Gekommen waren auch Vertreter jener fünf Verbände (Schwimmen, Golf, Turnen, Basketball, Ringen), die die außerordentliche Hauptversammlung einberufen hatten, am Freitag aber den Antrag darauf und auf Wahlen zurückzogen. „Wir haben uns gegen diese Abstimmung gewehrt, weil wir gesagt haben, wir haben sie zurückgezogen. Ich kann immer meine Anträge zurückziehen. Ich habe es noch einmal so verlautbart und gesagt, wir stimmen unter Protest ab“, erklärte Schwimmverbands-Präsident Arno Pajek.
„Nichts unter der Gürtellinie“
Teilnehmer an der Hauptversammlung schilderten die Stimmung als gesittet und konstruktiv. „Nichts unter der Gürtellinie“, meinte Markus Prock. „Es war sehr gesittet, darüber bin ich sehr froh. Es kam sehr stark zum Ausdruck, dass sich alle dazu bekannt haben, dass wir im Interesse des Sports aufeinander zugehen müssen und Dinge ausreden müssen, Lösungen finden müssen“, sagte Vorstandsmitglied Herbert Houf. Ob es zu einem juristischen Nachspiel kommen werde, könne er nicht einschätzen. „Wir haben auch im Vorfeld juristische Ratschläge eingeholt. Wir hoffen, dass wir sie nicht austauschen müssen.“
Der Wahlvorschlag sah Stoss weiterhin als Präsidenten vor. Als Vizepräsidentinnen waren Roswitha Stadlober (Ski Austria) und Sonja Spendelhofer (Leichtathletik), als Vizepräsident Thomas Reichenauer (Ringen) gelistet. Der Vorstand sollte sich gemäß Vorschlag zudem aus den Mitgliedern Markus Prock (Rodeln), Gernot Leitner (Volleyball), Martin Poiger (Judo), Elke Romauch (Tennis), Gabriela Jahn (Turnen), Horst Nussbaumer (Rudern), Gerald Martens (Basketball) und Arno Pajek (Schwimmen) zusammensetzen.
Spendelhofer erklärte im APA-Gespräch, dem ÖOC-Vorstand auch in Zukunft angehören zu wollen, sagte aber auch. „Ich bin sehr gern dabei und unterstütze, wo ich kann. Aber keine einzelne Person hat diese Wichtigkeit, als dass das Gesamte funktionieren muss.“ Man müsse nun schauen, wie man die Zukunft gestalte. „Wir müssen all das, was jetzt positiv ist, mitnehmen, und dort, wo es kleine Reformschrittchen braucht, sich zusammensetzen und reden.“ Aus ihrer Sicht dürfe man erst vom Tisch aufstehen, wenn man Lösungen gefunden habe. „Die Stimmung heute war, dass man ein bisschen aufeinander zugeht.“
Sportunion-Präsident Peter McDonald, der Vorsitzende des nun ausgedienten Wahlausschusses, sah mit der abgehaltenen Hauptversammlung und Wahl sein Demokratieverständnis befriedigt. „Das auf alle Fälle. Was man sich sparen hätte können, ist, dass das so in den Medien ausdiskutiert wird“, sagte er zur APA. Es sei schade, dass dieser Konflikt nicht vermeidbar gewesen sei. „Das ist leider eskaliert in den letzten Wochen.“
Keine einzelne Person hat diese Wichtigkeit, als dass das Gesamte funktionieren muss.
Sonja Spendelhofer
Der Ablauf der Hauptversammlung stimmte ihn versöhnlich. „Wir haben bemerkt, dass wieder Demokratie, Transparenz und Offenheit im Vordergrund stehen. Das war auch ganz klar heute der Wunsch der Mitglieder. Als Präsident Stoss seine Kandidatur für diesen Vorschlag zurückgezogen hat, war es klar, dass die Mitglieder keine weitere Spaltung haben wollen. Sondern dass man sich jetzt voll auf Paris konzentriert und die vollendliche Neuaufstellung dann nach Paris stattfinden wird.“
Fragen bleiben offen
Ob die Sportunion ein Mitglied in den neuen Wahlausschuss entsenden wird, ist offen. „Wir werden das in den Dachverbänden beraten. Wir haben auch noch ein offenes Schiedsverfahren. Weil wir nach wie vor der Meinung sind, dass wenn jemand ein Wahlvorschlag nicht zu Gesicht steht, dass man da dann nicht den Wahlvorschlag samt Wahlkommission absetzen kann, das muss dann noch geklärt werden.“
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