Die Angelegenheit erinnert ein bisschen an das Jahr 2016, als das Kontrollamt das zur Linzer Veranstaltungsgesellschaft m. b. H. (LIVA) gehörende Brucknerhaus in der Auslastungskrise sah und dies auf 104 Seiten ausführlich dokumentierte. Der neue Bericht ist etwas dünner.
Dieses Mal hat der taufrische Bericht des Kontrollamts, der sich der wirtschaftlichen Gebarung der LIVA in den Geschäftsjahren 2017 bis 2022 widmete, lediglich 86 Seiten, die aber mit ihren 35 Empfehlungen nicht weniger brisant erscheinen.So sieht das Amt die wirtschaftliche Zukunft des städtischen Unternehmens als gefährdet an. Es macht dies wie schon vor sieben Jahren erneut am Brucknerhaus fest. Die nackten Zahlen bekräftigen diese Einschätzung auf den ersten Blick durchaus. Denn seit 2017 hat sich das Betriebsergebnis im Berichtszeitraum um 60 Prozent verschlechtert.
Viele Kritikpunkte laufen ins Leere. Kostenneutral wird die LIVA auch in Zukunft nicht geführt werden können - Kultur für alle bleibt mein Credo.
Klaus Luger, Linzer SP-Bürgermeister
Auch künftig nicht kostenneutral
Was SP-Stadtchef Klaus Luger aber dabei irritiert, ist, dass im Prüfbericht gefordert wird, „dass mittelfristig ein ausgeglichenes Erlös-Aufwandsverhältnis erreicht werden müsse.“ „Ein kostenneutral bilanzierendes Kulturunternehmen schließt unseren Anspruch aus, Kultur für alle Menschen zugänglich zu machen“, so Luger. Denn würde man Ersteres wollen, würde ein Museumsbesuch etwa das Achtfache, ein Freibadbesuch das Dreifache kosten.
Die LIVA muss die nötigen Reformen durchführen. Es wird spontaner gebucht, daher braucht es neue Formate, die entwickelt werden müssen.
Doris Lang-Mayerhofer, Linzer VP-Kulturstadträtin
Abonnements längst nur noch Auslaufmodell
Und, dass die Abonnements in den letzten Jahren um rund ein Drittel zurückgegangen sind, wären auch kein Linzer Phänomen, wie LIVA-Vorstandsdirektor Dietmar Kerschbaum und Luger wissen: „Der Rückgang ist einer generellen demografischen Entwicklung geschuldet. Andere Opern- und Konzerthäuser weisen zum Teil dramatischere Einbrüche als das Brucknerhaus aus.“ Den beiden missfällt zudem, dass der Ausstieg aus dem Vertrag mit dem Musiktheater die Stadt sieben Millionen Euro einsparen ließ, dies aber seitens des Kontrollamts nicht gewürdigt wurde.
Anhand von Abo-Zahlen lässt sich der Erfolg eines Konzerthauses heutzutage nicht mehr bemessen. Der spontane Abendverkauf ist zuletzt angestiegen.
Dietmar Kerschbaum, Künstl. Vorstandsdirektor LIVA
Ausschreibung bereits beantragt
Die Kritik, dass eine Teilzeit-Anstellung für den kaufmännischen Geschäftsführer - aktuell beträgt dessen Beschäftigungsausmaß 15 Wochenstunden - nicht ausreichen würde, kann Luger nachvollziehen: „Ich habe bereits eine Ausschreibung für eine Vollzeitstelle beantragt. Mit Jänner 2024 soll es wieder einen Vollzeit-Doppelvorstand geben.“
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