Erneut musste Österreich am Montag einen Femizid betrauern. Eine dreifache Mutter (28) wurde erstochen in einer Wiener Wohnung aufgefunden. Am Dienstag veröffentlichte das Institut für Konfliktforschung eine Untersuchung zu Frauenmorden. Traurige Tatsache: Nur wenige Opfer haben zuvor Hilfe gesucht. „Jedes Mädchen muss wissen, dass es Unterstützung bekommen kann“, betont Justizministerin Alma Zadic. Maßnahmen gebe es genug, Kampagnen fehlen allerdings. Sie fordert die Errichtung von Gewaltambulanzen.
Für Viktoria Eberhardt und Brigitte Temel vom Institut für Konfliktforschung eine traurige Tatsache: „Das Gewaltschutzsystem ist in Österreich zu wenig bekannt.“ Nur wenige Frauen nehmen im Land Gewaltschutz in Anspruch. Auch für Frauenministerin Susanne Raab sind die Zahlen bedenklich. „Eine Frau ist niemals schuld, dass sie Opfer ist“, betont Raab. Um Frauen aus der Gewaltspirale zu helfen, fordert Zadic nun die Einführung einer Gewaltambulanz.
Beweise im Falle einer Anzeige sichern
Die Ambulanzen sollen dazu dienen, die Verurteilungsrate zu erhöhen und Beweise im Falle einer Anzeige zu sichern, erklärt Zadic. Denn Anzeige erstatten will nicht jede Frau sofort. Das bestätigt auch Marina Sorgo vom Dachverband der Gewaltschutzzentren Österreich: „Für viele Opfer ist die Polizei durch ihre eigenen Erfahrungen im Herkunftsland ein rotes Tuch. Sie empfindet oft Scham- und Schuldgefühle“.
Unterstützungsangebote auch für Kinder
Nach Sorgo müsse man Frauen ein Zeichen setzen, dass es passieren kann, dass man in Beziehungen kommt, die einem nicht guttun. Zudem dürfe man die Kinder der Betroffenen nicht vergessen, die schon einiges mitmachen mussten. Auch für Sorgo müsse es mehr Unterstützungsangebote geben, damit Angebote auch angenommen werden können.
Femizide bezeichnen Morde an Frauen, bei denen Geschlecht eine wichtige Rolle gespielt hat. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um Beziehungsmorde.
Innenminister Gerhard Karner will zudem einen weiteren Ausbau der Sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen.
Trennung oft Anlass für Femizid
Die Untersuchung des Instituts für Gewaltschutz konzentriert sich auf Fälle im Zeitraum zwischen dem 1. Jänner 2010 bis zum 31. Dezember 2020. Insgesamt 793 Opfer musste das Land in diesem Zeitraum beklagen, davon kamen 42 Prozent ums Leben. Oft standen Opfer und Täter in einem Beziehungsverhältnis (44 Prozent). Anlass für den Femizid war überwiegend die Trennung vom Partner (30 Prozent).
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.