Burgdoyen Michael Heltau, Meister aller Klassen vom Schauspiel- und Songstar bis zum Musicalhelden, feiert heute seinen „Neunziger“.
Alle Anfragen zu Interviews habe ich abgesagt. Für dein Verständnis bin ich dir dankbar„, antwortet Michael Heltau auf meinen Anruf mit der Bitte um ein Interview. “Dieses Thema Geburtstag ist doch vollkommen unergiebig. Ich hab nichts zu erzählen, seitdem ich mit dem Beruf vor fünf Jahren abgeschlossen habe„: Heltau, der brillante Erzähler, der mit seinen Pointen und tiefsinnigen Geschichten Gesellschaften stundenlang unterhält, zieht sich bescheiden zurück. Der mit Ehrungen seit Jahren überschüttete Burgtheaterdoyen, Musicalstar, Chansonnier, feiert seinen Neunziger heute (5. Juli) - ohne Gala, ohne Ehrungen, ohne Festreden, irgendwo zwischen der Toskana und Griechenland. Kunst- und Kulturstätten besuchend, lesend. Er hält’s mit Roms Philosophenkaiser Mark Aurel: “Das Glück deines Lebens hängt ab von der Beschaffenheit deiner Gedanken."
Geboren 1943 in Ingolstadt, im Salzkammergut aufgewachsen, Absolvent des Wiener Reinhardt-Seminars, der gleich nach seinem Debüt vom großen Fritz Kortner nach München geholt wurde, ist seit 1963 Senkrechtstarter.
1965 holt ihn die Theaterlegende Giorgio Strehler als Selim in Mozarts „Entführung“ zu den Salzburger Festspielen, und er ist dort Heinrich VI. im legendären „Spiel der Mächtigen“ Shakespeares & Strehlers, unter dem er auch an der Burg in Stücken Goldonis, Shakespeares, Pirandellos sensationelle Triumphe feiert.
Seit 1967 ist er Star der Burg, wird Doyen und 2003 Ehrenmitglied. Unter Claus Peymann kehrt er zögerlich aus seiner Karenz mit Gorki, Pirandello, Tschechow, Albee zurück.
Aber Heltau interessiert sich ab 1972 für Musicalrollen wie Bluntschli (“Helden, Helden„), Professor Higgins (“My Fair Lady„), Lachailles (“Gigi„). 1986 holt Strehler ihn an die Pariser Oper, wo er - auf Französisch - als Mackie Messer in der “Dreigroschenoper„ gefeiert wird. Seit 1965 interessieren ihn Sprechplatten: “Heltau singt Brel„, dann Aznavour, Trenet. Alles Hits! Wie “Auf’d Nacht Herr Direktor„ oder “Im Rampenlicht„. Heltau feiert als Chansonnier international Triumphe und präsentiert ab 1976 den ZDF-“Liedercircus„. Nur eine Rolle in der “Schwarzwaldklinik„ lehnte er ab.
Und die Musik? „Sie bedeutet für mich alles“, schwärmt er. „Das tägliche Brot. Ich glaube, ich bin der Musik wegen in Wien. Was diese Stadt einem schenkt, das sind für mich ganze Welten. Das Theater wurde mir dann geschenkt.“
Heltau, der „Michel“, wie er sich gern selbst nennt, fühlt sich heute als Wiener. „Natur und Kunst sind mein Lebensbedürfnis. Deshalb kann ich nur dort, wo ich meinen Garten und mein Haus habe, leben. In den Weinbergen von Wien.“ Die “Krone" gratuliert!
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