Die „Krone“ berichtete

Vom Grundstücks-Deal zum „Dubai im Weinviertel“

Niederösterreich
04.07.2023 22:04

Die Optik war schon beim Grundstücks-Deal „schief“ - die aufgefädelten, würfelartigen Reihenhäuser auf einem künstlichen See machen das Ganze nicht unbedingt geschmackvoller. Bereits 2021 berichtete die „Krone“ von den Flächenzu- und verkäufen des Gemeindebund-Chefs Alfred Riedl. Nun sind die ersten Häuser fertig, die ersten Bewohner ziehen ein. 

Tatsächlich erinnert die Wohnanlage etwas an die künstlich angelegte Insel in Form einer Palme vor der Küste Dubais - wenn auch weniger protzig. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, ob in den weißen Würfeln heimelige Gefühle aufkommen, müssen letzten Endes die Bewohner entscheiden.

„Natur genießen“ - im künstlichen See
Auf der Website wirbt der Immobilienanbieter jedenfalls mit dem Slogan „Die Natur mit allen Sinnen genießen“ - im künstlich angelegten See. Mit dem Kaufpreis von 600.000 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, aber angesichts der aktuellen Immobilienpreise auch nicht einmal so überwältigend. 

So verdiente Gemeindebund-Chef Riedl
Verdient an dem ganzen Spektakel haben Gemeindebund-Chef Alfred Riedl, der eine Million Euro mit den Flächen-Verkäufen erwirtschaftete (wir berichteten), und der einst per internationalem Haftbefehl gesuchte Franz Stieger, dem zwei dieser Flächen zuvor gehört hatten. Riedl bestätigte, dass er 476.000 Euro mit dem Verkauf eines Grundstücks verdient hatte, das er von einer nahen Verwandten geerbt habe.

(Bild: Krone KREATIV, Fotos: EPA-Media, NÖ-Atlas, Grundbuch, zVg )

Er verwies zudem auf das Grundbuch sowie ein Prüfungsverfahren und betonte, „sich keiner Schuld bewusst zu sein“. Recherchen der „Krone“ und des „profil“ im Jahr 2021 zeigten aber, dass Riedl kein einziges seiner vier für das Projekt verkauften Grundstücke ganz geerbt, sondern Teile der Flächen zugekauft beziehungsweise ersteigert hatte. In Summe nahm der ÖVP-Gemeindebund-Chef vor Steuern und Abgaben eine Million Euro ein.

Die schiefe Optik bleibt
Auch wenn alles mit rechten Dingen zugegangen zugegangen sein sollte - die schiefe Optik bleibt. Wohl auch, weil Riedl noch dazu Bürgermeister in Grafenwörth und ein mächtiger Mann in der niederösterreichischen ÖVP ist. „Riedl herrscht in Grafenwörth, Parteikollegen und Parteikolleginnen, die anderer Meinung sind, werden ausgetauscht. Niemand übt offen Kritik“, sagte Helmut Ferrari gegenüber der „Wiener Zeitung“. Er sitzt als Fraktionsführer der Liste Bürger für Bürger im Gemeinderat. „In anderen Gemeinden wäre dieses absurde Projekt niemals durch den Gemeinderat gekommen.“ 

Tatsächlich ist das Projekt auch unter raumplanerischen und Umweltaspekten fragwürdig. Man fragt sich, wer die Häuser in derart exponierter Lage kaufen soll. Es bleibt also spannend, wie viele „Seehäuser“ kommendes Jahr noch leer stehen werden, für die einmal mehr wertvoller Boden versiegelt wurde. 

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