Sprengstoff platziert?

Ukraine: Moskau will AKW Saporischschja angreifen

Ausland
05.07.2023 09:27

Mit großer Sorge hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, dass Russland einen Anschlag auf das Atomkraftwerk Saporischschja simulieren könnte. Das russische Militär soll auf den Dächern mehrerer Reaktorblöcke Gegenstände angebracht haben, die Sprengstoff sehr ähneln.

Um diese Katastrophe zu verhindern, brauche es mehr internationalen Druck auf Moskau, appellierte Selenskyj am Dienstag in seiner täglichen Videoansprache.„Leider gab es keine rechtzeitige und breite Reaktion auf den Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk Kachowka. Und das kann den Kreml zu neuen Übeltaten inspirieren“, zeigte er sich verzweifelt. Im Juni hatte eine Explosion den Kachowka-Staudamm zerstört. Hunderte Ortschaften wurden überflutet. Die Ukraine und der Westen werfen Russland die Zerstörung vor. Moskau dementiert und beschuldigt seinerseits Kiew der Tat.

Gegenüber Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich der Staatschef des kriegsgebeutelten Landes dankbar für dessen Bereitschaft, sich für die Sicherheit der Nuklearanlage einzusetzen. Er habe mit Macron über das Kernkraftwerk, aber auch über Waffenlieferungen und den bevorstehenden NATO-Gipfel gesprochen.

Das Kernkraftwerk Saporischschja befindet sich direkt am durch den Fluss Dnipro gebildeten Kachowkaer Stausee im Südosten der Ukraine. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Das Kernkraftwerk Saporischschja befindet sich direkt am durch den Fluss Dnipro gebildeten Kachowkaer Stausee im Südosten der Ukraine.

Sprengkörper auf Dach des AKW 
Der ukrainische Generalstab schrieb in seinem täglichen Lagebericht über angebliche Sprengkörper auf dem Dach des AKW, deren Explosion den Eindruck eines Beschusses wecken sollten. Die Sprengsätze seien an den Dächern des dritten und vierten Reaktorblocks angebracht, sollen die Reaktoren selbst aber wohl nicht beschädigen, hieß es im Lagebericht des Generalstabs. Die Ukraine werde nicht gegen die Normen des Völkerrechts verstoßen, betonte die Militärführung in Kiew zugleich.

Renat Kartschaa, Berater des Chefs der russischen Atomenergiebehörde Rosenergoatom, behauptete unterdessen am Dienstag im Staatsfernsehen, die ukrainischen Streitkräfte würden bereits in der Nacht auf Mittwoch versuchen, das AKW mit Raketen und Drohnen anzugreifen. Demnach soll nicht nur das AKW beschossen, sondern zeitgleich auch eine mit Atomabfällen bestückte Bombe abgeworfen werden. Beweise für die Anschuldigung brachte der hochrangige Moskauer Beamte nicht vor.

Russische Truppen beim AKW Saporischschja (Bild: APA/AFP/Olga MALTSEVA)
Russische Truppen beim AKW Saporischschja

AKW von Russen besetzt 
Russische Truppen haben kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine das AKW Saporischschja besetzt und halten es seither unter Kontrolle. Mehrfach ist die Anlage unter Beschuss geraten, wofür sich beide Kriegsparteien gegenseitig verantwortlich machen. International ist die Sorge vor einer Atomkatastrophe groß - auch wenn das Kraftwerk inzwischen in den Kaltbetrieb versetzt wurde.

Russische Soldaten beim AKW Saporischschja (Bild: APA/AFP/Olga MALTSEVA)
Russische Soldaten beim AKW Saporischschja

IAEA: Sicherheitslage „prekär“
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA, die Beobachter am Kraftwerk hat, nennt die Sicherheitslage prekär, auch wenn sie - Stand Freitag - keine Minen oder Sprengsätze am AKW registriert hat.

Der Selenskyj-Berater Mychajlo Podoljak übte unterdessen scharfe Kritik am IAEA-Chef. Die Bemühungen Rafael Grossis um die Sicherheit des Atomkraftwerkes Saporischschja hätten keine Wirkung gezeigt. Die IAEA hätte bei dem Versuch, die Sicherheit des Atomkraftwerkes zu gewährleisten, eine Kehrtwendung gemacht. Grossi hätte „herumgealbert“, anstatt die Position der IAEA von Anfang deutlich zu machen. „Und wenn es eine Katastrophe gibt, dann wird er sagen, dass sie nichts damit zu tun hatten und ja vor allen Gefahren gewarnt hatten.“

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