Textil-Urnen entdeckt

Sensationsfund bei den Grabungen in Hallstatt

Oberösterreich
05.07.2023 12:15

Im Zuge der Erneuerung des Steinschlag-Schutzes für Hallstatt rücken auch die Archäologen aus, um das von der Baustelle betroffene historische Gräberfeld zu erkunden. Ihnen gelang bereits der este Sensationsfund - handfeste Beweise für Stoffreste. Sie konnten überdies eine lange gehegte Vermutung zu den einstigen Bestattungen bestätigen. Und das Gräberfeld ist größer als angenommen.

Staunen bei den Archäologen des Naturhistorischen Museums (NHM). Bei den Grabungen in Hallstatt fanden sie ein unversehrtes Grab aus der frühen Eisenzeit. Darin befanden sich mehr oder weniger übliche Beigaben wie ein massiver gerippter Armring aus Bronze, der vermutlich am Oberarm getragen wurde, aber auch drei Spiralscheiben aus dünnem Bronzedraht fanden sich über den Resten der verbrannten Knochen. Aufgrund der Beigaben dürfte es sich eher um eine Frau gehandelt haben.

Auch Tierknochenreste entdeckt
Ebenso gefunden wurden neben Tierknochenresten - vermutlich Speisebeigaben für das Jenseits - ein Eisenblech-Stück, das möglicherweise von einem Gürtelbeschlag stammte, sowie eine Bronze-Messerklinge mit den Resten eines Holzgriffes. All diese Gegenstände wurden zerbrochen oder verbogen. „Vielleicht hielt man es für angebracht, die Beigaben rituell zu zerstören, um sie als Beigaben für das Totenreich nutzen zu können, denn auch der Köper wurde durch das Verbrennen ja zerstört“, so Johann Rudorfer von der Prähistorischen Abteilung des NHM.

Johann Rudorfer bei der Arbeit. (Bild: © NHM Wien, Alexander Sendlhofer)
Johann Rudorfer bei der Arbeit.

Textilreste machen Fund so besonders
Besonders machen den Fund allerdings Textilreste. So registrierten die Archäologen Abdrücke von Stoffgewebe auf den Unterseiten der Spiralscheiben. Im Laufe der Zeit wandelte sich dort das Gewebe aber durch Mineralisierungsprozesse um. Was übrig blieb, sind anorganische Substanzen in der Anordnung der früheren organischen Fasern, die man mit eigenen Holzkellen mit äußerster Vorsicht gehoben hat, erklärte der Archäologe.
 Dass es aus der Zeit keine Berichte über Stoffreste gibt, rühre vermutlich daher, dass es damals quasi undenkbar war, dass sich so etwas überhaupt erhalten kann. Daher wurde dem wahrscheinlich keine Beachtung geschenkt.

Bemerkenswerter Erhaltungszustand
Insgesamt sei der Erhaltungszustand des neuen Fundes „bemerkenswert“, so Rudorfer. So konnte man nun auch erstmals nachweisen, dass sich die sterblichen Überreste einmal in einem Behälter in Form eines Stoffsäckchens befanden. Dass die damals im Hochtal bestatteten eisenzeitlichen Hallstatt-Bewohner in einer Art Urne niedergelegt wurden, hatten Archäologen bereits seit längerem vermutet. Das lag daran, dass gefundene Knochen- und Aschereste meist nicht weit verstreut aufgefunden wurden. Die Wissenschafter gehen nun davon aus, dass sich beim aktuellen Fund der Leichenbrand in einem Säckchen befand und die Bronzespiralen darauf gelegen sind.

Grabungen bis Mitte August
Die Grabungen laufen noch bis Mitte August, neu gestartet wurde nun auch eine Grabung im Bereich der einstigen römischen Siedlung im Ort Hallstatt. 

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt