Belgien-Amoklauf

Frauenleiche in Hanfdepot des Täters gefunden

Ausland
14.12.2011 13:32
Nach dem blutigen Amoklauf im Zentrum der belgischen Stadt Lüttich, bei dem ein 33-Jähriger auf dem Saint-Lambert-Platz Granaten zündete und um sich schoss, steht das ganze Land unter Schock. Während die Medien über das Warum der Tat spekulieren, lieferten die Behörden neue Informationen. So wurde am Mittwoch bekannt, dass Polizisten in der Wohnung des Täters eine Frauenleiche entdeckten.

Am Mittwochmorgen gab Lüttichs Generalstaatsanwalt Cedric Visart de Bocarme neue schockierende Tatsachen bekannt: Im Heim des Mannes war die Leiche einer Frau gefunden worden. Sie lag neben dem Wohnhaus in einem Depot, das der 33-Jährige unter anderem für seine Hanfpflanzungen genutzt hatte. Die Frau könnte laut Bocarme von dem Attentäter getötet worden sein, bevor er ins Zentrum Lüttichs ging. Bei der 45-Jährigen dürfte es sich um die Reinigungskraft der Nachbarin des Amokläufers handeln.

"Einzeltäter ohne terroristischen Hintergrund"
Bei dem Täter handelt es sich laut internationalen Medienberichten um den 33-jährigen Nordine Amrani, einen belgischen Kleinkriminellen und Waffennarren mit nordafrikanischen Wurzeln, der bereits wegen Drogen- und Waffendelikten sowie wegen Hehlerei und Sittlichkeitsverbrechen verurteilt worden war und vorzeitig auf Bewährung freigelassen wurde. Die belgische Staatsanwaltschaft erklärte, dass der Mann als Einzeltäter und ohne terroristischen Hintergrund gehandelt habe. Er habe sich im Zuge des Amoklaufs per Kopfschuss selbst gerichtet.

Amrani tötete nach Angaben der Behörden bei dem Amoklauf am Dienstag zwei Jugendliche (15 und 17 Jahre alt), eine 75-jährige Frau und ein 17 Monate altes Mädchen. Unter den Verletzten befinden sich laut französischen und belgischen Zeitungen zahlreiche Jugendliche und Schulkinder - mehrere Menschen kämpfen in Spitälern noch um ihr Leben, hieß es am Mittwoch.

Sprengsätze mitten in der Innenstadt gezündet
Der Amoklauf ereignete sich auf und rund um den Place Saint-Lambert in der Nähe eines beliebten Weihnachtsmarktes, der zum Tatzeitpunkt geschlossen war, und eines Gerichtsgebäudes. Amrani, der in der Nähe des Tatorts in der Innenstadt wohnte, war laut Augenzeugenberichten mit einem militärischen Tarnanzug bekleidet und trug einen Rucksack. "Der Mann machte einen sehr entschlossenen Eindruck, er wollte wohl so viele Personen wie möglich treffen", berichtete ein belgischer Journalist und Augenzeuge.

Der 33-Jährige warf Granaten in die Menschenmenge und schoss mit einem Gewehr offenbar wahllos auf Passanten - Erwachsene wie Kinder. Er habe sich unter anderem auf dem Dach einer Bäckerei positioniert und Wartende an einer Busstation ins Visier genommen. Es habe "heftige Explosionen und Schüsse" gegeben. Hunderte Menschen seien in Panik durch die Straßen der ostbelgischen Stadt gerannt.

Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, hätte der Täter am selben Tag eine Vorladung bei der Polizei gehabt, um zu einem Sittlichkeitsverbrechen Stellung zu beziehen - er erschien aber nicht. Stattdessen setzte er seiner kriminellen Karriere - der Mann soll in seinem Leben insgesamt gut 20 Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein - ihr blutiges Ende. Er habe kein Schreiben hinterlassen, in dem er seine Tat erklärt habe, so die Staatsanwaltschaft.

Belgien trauert
Nach den tragischen Ereignissen herrscht in Belgien Trauer. Premierminister Elio Di Rupo sprach Beileidsbekundungen aus: Es gebe keine Worte, um diese Tragödie auszudrücken. Der Lütticher Bürgermeister Willy Demeyer bezeichnete den tragischen Vorfall als "Einzeltat, die tiefe Betroffenheit im Herzen der Stadt gesät hat". Selbst König Albert II. machte sich persönlich ein Bild vom Tatort.

Auch viele Menschen kamen zum Ort des Schreckens zurück, sie legten Blumen und Briefe für die Verstorbenen nieder und gedachten der Opfer. "Lasst uns Lüttich als Stadt des Friedens leben", war auf einem Zettel zu lesen. Der Alltag schien am Mittwoch wieder seinen gewohnten Gang zu nehmen: Die Stadt, die tags zuvor wie leer gefegt wirkte, war wieder bevölkert. Kinder gingen zur Schule, Menschen strömten zur Arbeit und warteten auf ihre Busse, auch an der Stelle des Blutbads.

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