Der digitale Euro wird laut dem deutschen Bundesbank-Präsidenten schon in wenigen Jahren zum Alltag der Menschen gehören. In etwa vier Jahren „werden wir mit dem digitalen Euro bezahlen können“, prognostizierte Joachim Nagel. Die Vorbereitungen für eine digitale Variante der europäischen Gemeinschaftswährung laufen bereits seit Jahren. Die Variante soll demnach gesetzlich werden, aber das Bargeld - also Scheine und Münzen - nicht ersetzen.
„Ganz trivial ist es ja nicht, das Thema umzusetzen, aber das ist, glaube ich, ein realistischer Zeithorizont“, sagte Nagel im Gespräch mit dem Danyal Bayaz, Finanzminister aus dem Bundesland Baden-Württemberg (Grüne), in einem am Donnertag veröffentlichten Podcast.
EZB will im Oktober entscheiden
Die Europäische Zentralbank (EZB) will im Oktober entscheiden, ob sie die Arbeiten an einem digitalen Euro weiter vorantreiben wird. Bei den Arbeiten zu einem digitalen Euro ist laut Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz noch keine Obergrenze für den Besitz der Digitalwährung festgelegt worden. Oft werde ein Limit von 3000 Euro genannt, sagte Balz. „Bislang wurde jedoch noch keine Entscheidung getroffen“, merkte er an. „Dies würde wahrscheinlich erst kurz vor der tatsächlichen Ausgabe eines digitalen Euro geschehen.“
Die Menschen, aber auch die Banken, die wir benötigen für den digitalen Euro, werden bald sehen, dass der digitale Euro neue Chancen bietet, neue Finanzprodukte, die finanzielle Inklusion erhöht.
Der deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel
Der digitale Euro soll Bargeld nicht ersetzen und ähnlich wie etwa Zahlungssysteme Paypal benutzt werden können. Im Unterschied dazu braucht man dazu aber keine Bank zur Abwicklung. Der digitale Euro wird direkt von der Zentralbank ausgegeben und ist daher sicherer als Geld auf dem Konto. Deshalb befürchten die Banken eine Schmälerung ihres Geschäfts.
Der digitale Euro wäre stabiler als Kryptowährungen
Im Gegensatz zu sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, deren Kurse oft stark schwanken, böte laut Nagel die Einführung einer virtuellen europäischen Währung Privatanlegern eine stabilere Alternative, da sie eins zu eins an den Euro gekoppelt wäre. Zudem bekäme Europa mit einem digitalen Euro ein eigenes Angebot für digitale Zahlungen als Alternative zu Zahlungsdienstleistern, die nicht in Europa beheimatet sind wie etwa Paypal.
Es sei „doch ganz logisch und konsequent, dass die Notenbanken mit einer digitalen Währung ihr Produktangebot ergänzen und für eine sichere Infrastruktur sorgen“, sagte Nagel. „Die Menschen, aber auch die Banken, die wir benötigen für den digitalen Euro, werden bald sehen, dass der digitale Euro neue Chancen bietet, neue Finanzprodukte, die finanzielle Inklusion erhöht.“ Er sei sicher, dass „auch der digitale Euro wie der Euro selbst eine Erfolgsgeschichte werden“ wird, sagte der Bundesbank-Präsident.
Brunner: „Privatsphäre der Bürger muss geschützt werden“
Zum angekündigten digitalen Euro will Österreichs Finanzminister Magnus Brunner den Entwurf der EU-Kommission abwarten und analysieren. „Die Sensibilität des Projekts darf nicht übersehen werden“, so der ÖVP-Politiker. Er verwies darauf, dass es einen „ersichtlichen Mehrwert“ für den Bürger brauche, „sonst macht das keinen Sinn“. „Es muss auch sichergestellt werden, dass es sich wenn dann nur um eine Ergänzung des Bargelds als Zahlungsmittel handelt und dass Bargeld als Zahlungsmittel unangetastet bleibt.“ Auch die Privatsphäre der Bürger müsse geschützt werden.
FPÖ-Chef Herbert Kickl hingegen ortet auf europäischer Ebene eine „Salamitaktik“: „Zuerst wurde der 500-Euro-Schein abgeschafft und am Ende soll das Bargeld durch den digitalen Euro ganz ersetzt werden. Ziel ist der gläserne Bürger, unfrei und überwachbar.“ Brunner entgegnete: „Das Bargeld muss erhalten werden und wird auch erhalten. Es gibt überhaupt keine Diskussion, dass es abgeschafft wird - weder in Europa noch in Österreich.“
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