Weinviertel

Es muss ein Wein sein …

Reisen & Urlaub
07.07.2023 10:00

... und den holt man sich am besten im Weinviertel. Vor allem ein Achterl Grüner Veltliner, der in der sanften Hügellandschaft wunderbar gedeiht. Ein Streifzug durch beschauliche Kellergassen und ihre genussreichen Veranstaltungen.

Wenn’s wirklich zu regnen beginnt, dann bitte rasch Besteck und Weinglas nehmen und ab in den Keller.„ In den Sonnenuntergang haben sich kurz ein paar dunkle Wolken verirrt, die den Wirt und Veranstalter des Abends, Roland Krammer von der Gastwirtschaft Neunläuf, ein wenig nervös machen. Denn in der Kellergasse “Alte Geringen" hier in Ketzelsdorf bei Poysdorf haben es sich rund 100 Gäste schon sehr gemütlich an der langen, festlich weiß gedeckten Tafel gemacht. Gleich dahinter die Weinreben und der Blick auf das Dreiländereck Österreich-Tschechien-Slowakei. So lässt sich das Weinviertel an einem lauen Sommerabend herrlich erleben.

Festtafel in der Kellergasse “Alte Geringen" in Ketzelsdorf bei Poysdorf (Bild: SYSTEM)
Festtafel in der Kellergasse “Alte Geringen" in Ketzelsdorf bei Poysdorf

Das Tafeln im Weinviertel hat jetzt wieder Saison
Und wie es sich bei einer stilvollen Tafelrunde gehört, stehen dabei ausgedehnter und ausgiebiger Genuss in guter Gesellschaft im Mittelpunkt. Und natürlich auch der Wein. Schließlich sind wir im Weinviertel und damit im größten Weinbaugebiet Österreichs. Rund 14.000 Hektar Rebfläche ziehen sich durch die sanft-hügelige Landschaft. Zahlreiche Feste und Veranstaltungen sind dem Rebensaft das ganze Jahr über gewidmet. Die „Tafelrunden“ unter freiem Himmel sind aber ein besonderes Highlight. Zum 5-Gänge-Menü von Spitzenköchen aus der Region gibt’s natürlich eine Weinbegleitung von den Winzern.

Natürlich lässt sich das Weinviertel auch mit dem Fahrrad erkunden ... (Bild: POINT OF VIEW GmbH)
Natürlich lässt sich das Weinviertel auch mit dem Fahrrad erkunden ...
... oder bei einem Picknick. (Bild: SYSTEM)
... oder bei einem Picknick.

Man verlässt das hektische Wien und befindet sich gerade einmal eine Stunde später im beschaulichen Poysdorf im nördlichen Niederösterreich. Für einige – ganz wenige – Großstädter schon fast zu viel Ruhe. Natürlich dreht sich auch hier alles um Rebe, Traube und Wein. Nach der Niederösterreichischen Landesausstellung 2013 wurde das Ausstellungsgelände als Wein-Erlebniswelt und touristische Anlaufstelle „Vino Versum“ ausgebaut.

INFOS

Zahlreiche Veranstaltungen und Erlebnisse warten im Sommer im Weinviertel: u. a. Kellergassen- führungen, Weinverkostungen, Offener Keller, Tafeln (bis inkl. August in Kellergassen, Schlossgärten oder Weingärten mit 5-gängigem Menü, Weinbegleitung und Musik; tafeln-im-weinviertel.at)

TIPP: Vino Versum in Poysdorf: vinoversum.at Vinothek Schmittn in Falkenstein: schmittn.at

ALLGEMEINE AUSKÜNFTE
Weinviertel Tourismus +43 2552 3515 info@weinviertel.at www.weinviertel.at

Neben dem Museum sollte man sich auch im Weinmarkt durch die guten Tröpferln Poysdorfs durchkosten beziehungsweise die eine oder andere Flasche in den Kofferraum packen. Von hier aus starten diverse Führungen – empfehlenswert vor allem durch die Kellergassen. Denn neben dem Wein sind bekanntlich auch die „Dörfer ohne Rauchfang“ eine Besonderheit der Region.

Markenzeichen des Weinviertels
Über 1000 solcher Erdkeller mitsamt ihrer Presshäuser obenauf kann man in der Region noch entdecken. „Einige davon in Poysdorf, wie die Gstetten, Rösslberg oder Radyweg“, weiß auch Joachim Maly, Obmann des Vereins der Kellergassenführer. Schmale, einfach gehaltene Häuserzeilen, die sich an die Weinberge schmiegen und „früher Produktions- und Lagerstätte für den Wein waren“.

Nirgends so hoch wie im Weinviertel: die Dichte an Kellergassen. (Bild: SYSTEM)
Nirgends so hoch wie im Weinviertel: die Dichte an Kellergassen.

Längst produzieren die Winzer in modernen Kellerhallen und Stahltanks, aber der romantischen Kellergassen hat man sich Gott sei Dank wieder besonnen. Viele wurden in den letzten Jahrzehnten vor dem Verfall gerettet und wieder zum Leben erweckt. Nicht nur die Besitzer machen es sich vor den kleinen, weiß gekalkten Lehmbauten mit den schweren Holztüren auf einem Bankerl bei einer Jause und einem Glaserl bequem.

Den Ton gibt dabei der Grüne Veltliner an
„50 Prozent der Anbaufläche entfallen auf die Leitrebsorte“, so Christoph Körner bei einer Verkostung in der Vinothek Schmittn, die er mit seiner Frau Christiane im 900 Jahre alten Weinort Falkenstein betreibt. Eine sehr feine Plattform für die Weine - zu Ab-Hof-Preisen - aus dem Falkensteiner Hügelland inklusive einiger guter Tropfen aus Nachbarregionen. In der Region dominieren vor allem Löss-, Lehm-, Urgestein- und Schwarzerdeböden. Darauf fühlt sich der „Pfeffrige“ wohl. „Auch das Klima schätzt der Veltliner. Denn er braucht zwar Sonne, mag es aber nicht zu heiß, und zu viele Niederschläge tun ihm nicht gut.“

Nur ausgewählte Weine kommen ins Glas: Ehepaar Körner in ihrer Vinothek Schmittn (Bild: SYSTEM)
Nur ausgewählte Weine kommen ins Glas: Ehepaar Körner in ihrer Vinothek Schmittn

Die Weine, die in der Schmittn präsentiert werden, sind alle vom Ehepaar verkostet. „Wir behalten uns vor, was wir in unseren Regalen präsentieren, es muss auch uns schmecken“, schmunzelt der Diplomönologe. Aber keine Sorge, Sie sind in fachkundigen Händen. Und wie sagte schon angeblich Goethe: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.

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