Die berühmten Bilder des Starfotografen Steve McCurry sind jetzt in Wien in einer spektakulären Ausstellung im Semperdepot zu sehen. Im „Krone“-Interview erzählt er von seinem wohl bekanntesten Foto.
Als wir Steve McCurry zu Hause in den USA erreichen, da steht gerade seine sechsjährige Tochter mit gepacktem Koffer vor ihm. „Sie will von zu Hause weglaufen, weil wir ihr das Tablet nicht erlauben“, lacht er. „Sie erinnert mich sehr an mich in diesem Alter.“
Das Reisefieber erfasste den Weltenbummler schon sehr früh. „Während des Colleges bin ich dann viel durch Afrika und Südamerika gefahren. Damals wollte ich eigentlich noch Film studieren, aber schließlich habe ich mich fürs Fotografieren entschieden. Das passt einfach besser zu meiner Persönlichkeit - es ist spontaner, intimer, einsamer als große Filmproduktionen.“
Bald packte ihn die Liebe zu Asien, vor allem zu Indien. „Dort traf ich Flüchtlinge aus Afghanistan. Sie luden mich in ihre Heimat ein, um das Unrecht selbst zu sehen.“ 1984 wagte er sich in dieses vom Krieg so verwundete Land. „In einer Schule sah ich dann dieses Mädchen und war sofort fasziniert von ihr“, so McCurry. Das Bild des „Afghanischen Mädchens“ Sharbat Gula ging um die Welt - längst ist es eine Ikone der zeitgenössischen Fotografie geworden. „Es war einer dieser Momente, in denen einfach alles passt - das Licht, die Farben, die Emotion. Es wurde ein Bild, das die Menschen bewegte . . .“ Und den Blick auf eine Region lenkte, die man damals viel zu oft übersah.
Das war und ist die große Kunst von Steve McCurry - den Krisen der Welt ein menschliches Antlitz zu geben. Als Kriegsfotograf wollte er allerdings nie bezeichnet werden. Aber er sei einer, der die „Unmenschlichkeit von Kriegen zeige, wie Zivilisten und vor allem Kinder leiden und sterben müssen - nur wegen politischer Agenden“.
Dafür nahm er einige Gefahren auf sich. „Natürlich habe ich versucht, diese Reisen so sicher wie möglich zu gestalten“, gesteht er. „Aber mit gewissen Risiken muss man in Krisengebieten leben. Aber ich habe getan, was ich für richtig hielt, weil es für mich so sinnvoll und wichtig war, diese Geschichten zu erzählen.“
2001 fotografierte er Sharbat Gula noch einmal. „Es war sehr schwierig, sie zu finden“, so McCurry, „Sie hatte keine Ahnung, wie berühmt ihr Foto ist und wie sehr es die Menschen bewegt.“ Immer noch.
Nun ist es Teil der spektakulären Steve-McCurry-Ausstellung, die ab heute bis 24. 9. im Semperdepot zu sehen ist. Nähere Informationen finden Sie hier.
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