„Sohn“ als Betrüger

„Mama, du hast doch sicher Goldmünzen“

Oberösterreich
07.07.2023 06:00

Betrüger hatten 71-jährige Linzerin mit dem Kautionstrick schon am Haken und hofften auf fette Beute. Seniorin erzählt von den perfiden Tricks und wie sie in letzter Sekunde entkam.

Mama, ich habe einen Riesen-Blödsinn gemacht“ – Elfriede Köhler aus Linz hatte den Schreck ihres Lebens, als ihr vermeintlicher Sohn sie mit weinerlicher Stimme anrief. Und als die 71-Jährige nicht sofort auflegte, hatten die Betrüger sie am Haken. „Er gab das Telefon an einen Kriminalkommissar weiter, der erzählte, dass mein Sohn mit einem geliehenen Auto eine Radfahrerin totgefahren hätte“, erzählt die Linzerin. Jetzt würden 150.000 Euro benötigt, um eine Haft und Veröffentlichung des Unfalls zu verhindern. Der Richter würde das akzeptieren, obwohl der Staatsanwalt dagegen sei.

Opfer liefern „Munition“ für Gauner selbst
„Das ist die klassische Masche, die wir derzeit hundertfach erleben“, sagt Klaus Allerstorfer von der Betrugsgruppe des Landeskriminalamts. Elfriede Köhler ist eine gestandene Frau, doch obwohl ich von dem Trick gelesen hatte, war ich verunsichert“, berichtet sie der „Krone“ und will andere Opfer warnen. „Du weißt gar nicht, was sie dir rauslocken, sie geben immer wieder das Telefon weiter, bauen Druck auf“, sagt die Pensionistin, die selbst fragte, ob die Ehefrau schon Bescheid wisse. Dies nahmen die Betrüger sofort dankbar auf: „Ihre Schwiegertochter ist mit 40.000 Euro unterwegs, uns fehlen noch 110.000 Euro.“

Zungenbiss als Ausrede
Als die Linzerin meinte, so viel habe sie nicht, weinte der „Sohn“ in den Hörer: „Aber Mama, du wirst doch wo Goldmünzen haben.“ Der Einwand, dass die Stimme des Sohnes komisch sei, wurde so abgetan: „Ich habe mir in die Zunge gebissen.“ Auch diese Aussage ist für Ermittler Allerstorfer nicht neu: „Eine Standard-Ausrede, dazu die verweinte Stimme, das genügt Opfern meist als Erklärung.“ „Mir ging so viel durch den Kopf, ich konnte gar nicht mehr klar denken“, gesteht sich Elfriede Köhler ein, hatte dann aber nach fast einer Viertelstunde am Telefon – der Geld-Abholer stand schon bereit – die rettende Idee: „Ich bestand darauf, dass ich zurückrufen will – dann legte man auf.“

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