Michael Maertens, der „urur- älteste ,Jedermann‘, den‘s je gab“ (So. im Spielfilm „Wie gut ist deine Beziehung“, 3SAT) über diese berühmte Rolle, über Eifersucht und - den Tod.
„Krone“: Michael Maertens als neuer Salzburger „Jedermann“ stecken Sie schon fest in den Proben - für eine Rolle, von der Sie schon nicht mehr geträumt hatten?
Michael Maertens: Ja, ich hatte das schon abgehakt, weil ich ja doch schon 59 bin. Insgeheim hatte ich zwar noch auf die Rolle des „Teufels“ gehofft - die passt ja irgendwie besser zu mir - aber dann kam dieser Anruf, ob ich nicht den „Jedermann“ spielen möchte. Da hab ich mir zunächst Bedenkzeit erbeten... Aber nach 27 Sekunden hab ich zurückgerufen - ja klar! Curd Jürgens hat ja auch erst in diesem Alter die Rolle übernommen, aber er war damals ein paar Monate jünger als ich. Ich bin somit der ur-ur-älteste „Jedermann“, den‘s je gab. Aber natürlich bin ich NICHT zu alt dafür - es heißt ja sogar bei der Buhlschaft: „Ich steh nicht auf grüne Jungs“ (lacht).
Ihre Lebensgefährtin, Burg-Schauspielerin Marie-Luise Stockinger, offenbar auch nicht, sind Sie doch fast dreißig Jahre älter...von Ihrer „Buhlschaft“ Valerie Pachner hingegen, trennen Sie „nur“ 24 Jahre. Haben Sie sie schon auf der Bühne erlebt?
Leider noch nie, dafür aber in dem Film „Der Boden unter den Füßen“. Da war sie toll.
Pachner wird ja nicht nur die „Buhlschaft“, sondern auch den „Tod“ spielen. Auf mich wirkt das wie das zwanghafte Bemühen, um jeden Preis irgendetwas Neues machen zu wollen, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Worin läge sonst der Sinn dieser Doppelrolle?
Ich verstehe, was Sie meinen, aber es ist nicht so platt wie „Eros ist der Tod“. Es sind wirklich zwei verschiedene Rollen. Aber trotzdem schwebt da was anderes mit, was das Ganze noch aufregender und geradezu unheimlich macht. Ein toller dramaturgischer Kniff! Man merkt beim Spielen, wie sehr diese Doppelrolle alles bereichert. Im übrigen gibt‘s auch wieder einen weiblichen Teufel - so wie im Vorjahr mit Mavie Hörbiger.
Mit ihr waren Sie zehn Jahre verheiratet und haben zwei Kinder, die in Wien leben. Sie kommen ja aus einer berühmten Hamburger Schauspieler-Familie - wird das die vierte Schauspieler-Generation?
(lacht) Mal sehen! Ja, meine Großeltern waren‘s, mein Vater war‘s und mein Bruder und meine Schwester sind es. Mein leider schon verstorbener Vater hat immer gewollt, dass mein Bruder den „Götz von Berlichingen“ spielt und ich den „Jedermann“. Heuer
Schade, dass er‘s nicht mehr erlebt. Sie haben einmal gemeint, das Sie „vorerst der letzte männliche ,Jedermann‘“ sein werden. Wieso?
Durch den Druck, den Lars Eidinger und Verena Altenberger im Vorjahr ausgelöst haben, im Bestreben, den „Jedermann“ ins Heute zu versetzen. Nachdem ‘s ja auch schon einen weiblichen Hamlet und einen weiblichen Richard III gegeben hat - warum soll‘s nicht auch eine „Jederfrau“ geben.
So sollte dann auch der Titel sein, Ihrer Meinung nach?
(denkt nach) Nein. Hamlet hat ja dann auch nicht „Hamleta“ geheißen oder Richard III „Ricarda“.
Wir werden‘s erleben... So wie man Sie am Sonntag in dem Film „Wie gut ist deine Beziehung“ erleben kann. Da geht‘s um Eifersucht. Ein Ihnen vertrautes Thema?
Oh ja, sehr. Ich muss zugeben, dass ich oft von Eifersucht geplagt war. Da gibt‘s Dinge, die spuken im Kopf herum und man kann sich gar nicht dagegen wehren. Das kann einer Beziehung natürlich sehr schaden. Aber ich arbeite daran. Mit zunehmendem Alter kann ich besser damit umgehen.
Gutes Stichwort. Ist der 60er für Sie eine Art Zäsur?
Absolut. Eine grausame Zäsur. Als ich aufgewachsen bin, da waren 60-Jährige für mich uralte Menschen, dem Tod sehr nahe. So fühl ich mich zwar nicht, aber die Endlichkeit ist mir schon sehr bewusst. Leider find ich ja überhaupt keinen Halt im Glauben - egal welcher Religion. Ich denke, wenn man abtritt, dann ist es eben einfach aus. Aber eigentlich find ich diesen Gedanken gar nicht so schrecklich...
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