Der Verfall der russischen Landeswährung Rubel setzt sich fort. Am Dienstag war ein erster Tiefpunkt seit März 2022 - kurz nach Kriegsbeginn - erreicht, jetzt geht die Talfahrt weiter: aktuell entspricht ein Rubel genau einem Eurocent.
Von ihren Höchstständen vom Vorjahr entfernt sich die Währung damit weiter. War der Rubel 2022 zunächst unmittelbar nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine eingebrochen, legte er später im Jahresverlauf stark zu. Ein Grund dafür waren auch die westlichen Sanktionen, die zunächst die Importe beschränkten, während der russische Export weiterlief.
Absturz wegen einbrechender Exporte
Mit den Beschränkungen für den Ölexport und der Einführung eines Preisdeckels für russisches Öl sind allerdings 2023 die Exporteinnahmen Russlands gesunken. Die russische Zentralbank führt den Kursverfall auf diese Verringerung des Handelsüberschusses zurück.
Instabile Lage wegen Machtkampf
Beobachter sehen aber auch die politische Instabilität in Russland als Grund - unübersehbar wurde sie durch die gescheiterte Rebellion des Söldnerführers Jewgeni Prigoschin. Ein Zusammenhang ist „sehr plausibel“, so Janis Kluge, Experte für die russische Wirtschaft am German Institute for International and Security Affairs, gegenüber der „New York Times“.
Dass man den Effekt des innenpolitischen Trubels auf den Rubel erst Wochen später sehe, sei nicht überraschend. „Die Kapitalmobilität ist in Russland begrenzt; es ist nicht so einfach, große Summen schnell ins Ausland zu schaffen“, erklärt Kluge.
Weiterer Absturz droht
Während Prigoschins Aufstand stieg der Kurs für den Umtausch von Rubel in Dollar und andere Fremdwährungen in russischen Online-Banking-Anwendungen sprunghaft an. Kunden versuchten offenbar, ihr Geld aus der russischen Währung abzuziehen. Wenn der Rubel jetzt weiter fällt, könnten weitere Russen versucht sein, ihn in andere Währungen umzutauschen, was zu einem weiteren Absturz führen könnte.
Die russische Zentralbank versucht jedenfalls zu beruhigen: Die aktuelle Entwicklung des Rubels stelle keine Gefahr für die finanzielle Stabilität des Landes dar, sagte Vizezentralbankchefin Xenia Judajewa am Dienstag. Man werde daher auch vorläufig Exporteure nicht wieder dazu verpflichten, ihre Fremdwährungseinkommen in Rubel zu tauschen, wie es vergangenes Jahr zeitweise der Fall war.
Zentralbankchefin gibt sich gelassen
Zentralbankchefin Elvira Nabiullina legte am Donnerstag noch nach. Man verfüge weiterhin um Instrumente, um den Rubel zu beeinflussen, erklärte sie bei einer Konferenz. Ein frei schwankender Wechselkurs sei nach wie vor gut für das Land und helfe der russischen Wirtschaft, externe Veränderungen und Schocks leichter zu verkraften.
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