Pflanzen, die ursprünglich aus anderen Regionen der Welt stammen, sind auch in unseren Gefilden mittlerweile zahlreich. Wenn sich diese massiv ausbreiten, können sie zu einem echten Problem werden.
Fast wie im Dschungel ist es im Dickicht des Frastanzer Rieds. Zwischen dem vielen Grün ist es gar nicht leicht, die noch jungen Springkraut-Pflanzen auszumachen. Regionsmanager Daniel Leissing, zu dessen Revier das Naturschutzgebiet gehört, zeigt den Teilnehmern des „Vielfalter-Tages“, auf welche Merkmale sie achten müssen.
Mithilfe der Freiwilligen soll im Ried ein Überhandnehmen invasiver Neophyten vermieden werden. Zu diesen invasiven Arten zählt unter anderem das Drüsige Springkraut, auch Indisches oder Rotes Springkraut genannt. Ohne die charakteristischen pinken Blüten verfügt die Pflanze jedoch über keine herausragenden Merkmale, die aus der dicht bewachsenen Grünfläche hervorstechen würden. Bereits im vergangenen Jahr wurden die Neophyten-Hotspots im Frastanzer Ried bearbeitet. Das Drüsige Springkraut ist dadurch an den betreffenden Stellen bereits merklich reduziert worden. Dennoch sei es wichtig, die bekannten Standorte immer wieder zu kontrollieren, betont Leissing.
Bei Neophyten handelt es sich um Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas anno 1492 absichtlich oder unabsichtlich von Menschen in neue Gebiete gebracht wurden. „Bei weitem nicht alle diese Arten stellen ein Problem dar. Der Großteil hält sich in unseren Breitengraden erst gar nicht in der freien Natur. Manche Art breitet sich etwas aus, richtet aber keinen Schaden an. Nur ein kleiner Teil wird invasiv und somit problematisch“, erklärt Barbara Harder von der Klima- und Umweltschutzabteilung des Landes.
Das Ursprungsgebiet des Drüsigen Springkrauts beispielsweise erstreckt sich westlich des Himalayas vom Nordwesten Pakistans bis Nordindien. Als Zierpflanze wurde es 1839 nach Europa eingeführt und in Gärten kultiviert. Im Laufe der Zeit verwilderten die Bestände und das Springkraut breitet sich vielerorts unkontrolliert aus. Die Blütezeit dieses Balsaminengewächses erstreckt sich von Juli bis September, als Frucht besitzt die Pflanze drei bis fünf Zentimeter lange Kapseln, die bei Berührung aufplatzen und so die Samen verbreiten. Bevorzugte Standorte sind Feuchtwiesen, Grabenränder, Auwälder und Forste. „Die Samen können zusätzlich durch kontaminiertes Erdmaterial oder Gewässer weit verbreitet werden“, hebt Daniel Leissing hervor.
Heimische Arten verschmähen Neophyten
Die Ausbreitung invasiver Neophyten hat Auswirkungen auf die heimische Pflanzenwelt, die Landwirtschaft sowie den Menschen. Ein großes Problem laut Harder ist, dass den Pflanzen, die durch menschlichen Einfluss neue Gebiete erobern, oftmals „biologisch begrenzende Faktoren“ fehlen: „Da sie vielfach keine Nahrungsgrundlage für heimische Insekten, Pilze, oder ähnliches darstellen, können sie alle Kraft ins Wachstum stecken. Das ist ein Grund für ihre sehr starke Ausbreitung.“ Genau dieser Umstand machte zahlreiche dieser Gewächse als Gartenpflanzen ursprünglich so beliebt. Denn durch fehlende Fressfeinde blieben sie makellos - im Unterschied zu heimischen Arten, die im regionalen Ökosystem integriert sind und als Futterpflanzen für bestimmte Tiere dienen.
In Vorarlberg gibt es bereits zahlreiche invasive Neophyten. Dazu zählen unter anderem die Späte sowie die Kanadische Goldrute. Beide Arten stammen aus Nordamerika und fanden ebenfalls als Zierpflanzen ihren Weg nach Europa. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts breiten sie sich rasant aus - ein einzelnes Exemplar trägt bis zu 15.000 Samen, die vom Wind verfrachtet werden. So können sich rasch dichte Bestände bilden, welche die heimische Vegetation verdrängen und so zum Rückgang der Biodiversität beitragen. „Die Goldrute ist im Gegensatz zum Springkraut mehrjährig und besitzt eine tiefgehende Wurzel, was es um einiges schwieriger macht, sie von einem einmal etablierten Standort zu entfernen“, erläutert Regionsmanager Daniel Leissing. Inzwischen sind die Goldruten wohl ein fixer Teil unserer Landschaft und werden sich nicht mehr vollständig zurückdrängen lassen. In wertvollen Lebensräumen wie etwa Schutzgebieten wird jedoch versucht, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Auch der ursprünglich im Kaukasus beheimatete Riesenbärenklau zählt hierzulande zu den Problemarten. Seine phototoxischen Inhaltsstoffe in Kombination mit UV-Strahlung verursachen bei Berührung mit der Haut Irritationen oder sogar Verbrennungen. Bekämpfungsmaßnahmen können daher nur mit entsprechender Schutzkleidung durchgeführt werden. Die Liste der problematischen Arten ließe sich noch lange fortführen.
Einige Beispiele invasiver Neophyten in Vorarlberg, die zunehmend ein Problem darstellen:
Maßnahmen zur Eindämmung invasiver Neophyten werden in Vorarlberg auf mehreren Ebenen koordiniert. Es gibt ein Aktionsprogramm seitens des Landes mit Handlungsempfehlungen für die Gemeinden. Die Landwirtschaft trägt durch regelmäßige Mahd betroffener Stellen ebenfalls zur Eindämmung der gebietsfremden Pflanzen bei.
In Naturschutzgebieten wird indes im Rahmen von Aktionstagen nicht zuletzt auf die Hilfe von Freiwilligen gesetzt. Wie im Frastanzer Ried, wo sich mittlerweile eine loyale Gruppe an Engagierten gebildet hat, die Daniel Leissing unterstützt. Helfende Hände werden aber überall gesucht!
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