Sogenannte Primärversorgungszentren (PVZ) mit Ärzten, Pflegekräften und anderen Fachleuten bringen Patienten einige Vorteile. Österreichweit gibt es mittlerweile 44. In Tirol kein einziges. Der jüngste Starttermin Juli 2023 hielt wieder nicht. Für den Herbst verspricht die ÖGK aber Bewegung in der Sache.
Allgemeinmediziner, Pflegekräfte, wahlweise Fachärzte und andere Gesundheitsberufe unter einem Dach, ausgedehnte Öffnungszeiten und Kassenleistungen statt Wahlarztrechnungen - dafür stehen Primärversorgungszentren, kurz PVZ oder PVE genannt. Eine sinnvolle Sache. 44 solcher Ärztezentren gibt es mittlerweile in Österreich, aber keines im Westen (Tirol und Vorarlberg).
Als neuer Starttermin ist der Oktober anvisiert
Dabei hätte es laut Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) nach jahrelangem Hin und Her mit der Tiroler Ärztekammer im Juli 2023 endlich so weit sein sollen. Daraus wird aber nichts, wie Fachbereichsleiter Arno Melitopulos-Daum gegenüber der „Krone“ bestätigt. Neu anvisierter Termin: Oktober 2023. „Am 19. Juli wird in der ÖGK der notwendige Beschluss dafür gefasst“, ist Melitopulos-Daum überzeugt, dass jetzt der Zeitplan hält.
Es ist frustrierend, dass es wieder eine Verschiebung gibt, weil der Beschluss der ÖGK noch fehlt.
Stefan Kastner, Tiroler Ärztekammer-Präsident
Eine Umsetzung noch heuer ist fraglich
Doch Vertragsstart am 1. Oktober heißt noch lange nicht, dass es heuer auch noch ein Ärztezentrum nach PVZ-Muster in Tirol geben wird. Melitopulos-Daum zeigt sich zweckoptimistisch: „Es gibt bereits einige Interessenten.“ Der ÖGK-Bereichsleiter sieht im Unterland (Brixlegg, Ebbs), in Osttirol (Sillian, Matrei) und im Raum Innsbruck (Stubaital) die größten Chancen auf die Realisierung des ersten Tiroler Primärversorgungszentrums.
Wer war Bremsklotz? Die anderen!
Warum es in Tirol so lange gedauert hat, ist rasch erklärt: Kasse und Ärzte waren sich nicht einig. Wer der Bremsklotz war? Natürlich die anderen! Melitopulos-Daum sagt es – jetzt, wo man sich endlich handelseins ist – nicht offen, schwärmt aber von der Unterstützung durch die Ärztekammer in anderen Bundesländern: „In Wien sagt die Stadt, wo PVZ sinnvoll sind und die Kammer sucht dann Mediziner. Dort ist man viel weiter.“ Elf Zentren sind in Wien realisiert, zehn in Oberösterreich, neun in Niederösterreich.
Es gibt bereits einige Interessenten. Geplant ist, dass bis Ende des Jahres 2024 sechs solcher Primärversorgungszentren in Tirol umgesetzt sind.
Arno Melitopulos-Daum, Fachbereichsleiter ÖGK
„Gute Idee, aber nicht in allen Tälern machbar“
Die ÖGK geht davon aus, dass in Tirol bis Ende 2024 sechs PVZ möglich sind. Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner ist da skeptisch. Er ärgert sich darüber, dass die ÖGK den Juli-Termin nicht halten konnte: „Das ist frustrierend.“ Der Ärzte-Präsident steht hinter dem PVZ-Konzept, weil die Zentren vor allem Allgemeinmediziner entlasten können, da sie nicht mehr ganz alleine die Versorgung in einer Region stemmen müssen. Den Ärztemangel in abgelegenen Regionen werde das aber nicht beheben. „Am Talschluss kann man kein Ärztezentrum wirtschaftlich führen“, gibt Kastner zu bedenken.
Im Herbst wollen ÖGK, Ärztekammer und Land bei einer Bezirkstour Mediziner, Pflegekräfte und andere relevante Berufsgruppen über die Möglichkeiten in PVZ informieren. Dann soll es aber wirklich losgehen.
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