Wenn ich in Zweisamkeit esse, bietet sich meist ein merkwürdiger Anblick. Eine Tischhälfte ist sauber, eine zugebröselt, auch wenn wir dasselbe essen. Meine Hälfte ist nicht die saubere. Denn, ja, ich brösle - mit allem.
Wenn ich die Semmel angreife oder das Kipferl auseinanderbreche, muss ich froh sein, wenn noch etwas zum Essen in der Hand bleibt. Ich kann auch mit anderen Sachen. Mit Keksen zum Beispiel, aber nicht erst, wenn ich reinbeiße oder sie rausnehme, sondern schon wenn ich die Packung öffne. Dass so etwas möglich ist, finde ich selber sehr verstörend.
Meine Unachtsamkeit beim Essen wird zur Belastung. Obwohl ich der Theorie anhänge, dass gerade das achtsames Essen ist, wenn man sich ganz dem Genuss hingibt und nicht von Gedanken wie „bloß kein Unordnung machen“ blockiert ist. Mit dieser Philosophie hab ich mich in meinem Umfeld aber noch nicht durchgesetzt.
Beim ausgiebigeren Sonntagsfrühstück kriegt das Ganze noch eine weitere Dimension. Nutella ist nicht so sehr das Problem, was sich um meine Mundwinkel und hinter meinen Ohren ansammelt, ist meine Sache. Aber Honig wird zur Krise, seit unsere Bienen auf reine Flüssighonigproduktion umgestellt haben. Wenn ich den Honig mit dem Löffel auf das Brot befördern will, verliert sich die Hälfte über dem Tisch. Was es bis zum Brot schafft, rinnt auf den Teller und von dort wieder auf den Tisch. Wenn ich mit meinen klebrigen Fingern eingreifen will, kommen auch die Sitzmöbel und der Boden dran. Zu diesem Zeitpunkt hat meine Partnerin dann schon eine Tasche gepackt und ist unterwegs zu ihrer Mutter. Normalerweise kommt sie von dort auch wieder zurück, aber so kann es trotzdem nicht weitergehen
Obwohl ich glaube, dass es kein mechanisches, sondern ein psychologisches Problem ist. Wenn ich zur Semmel greife, trifft mich schon dieser „oh Gott gleich bröselt er wieder“-Blick. Man erwartet von mir, dass ich brösle – und ich liefere. Gesetz der Anziehung nennt man das. Ich bin auch in Behandlung, aber mein Psychologe gibt mir keinen Termin mehr, seit ich bei ihm in der Praxis nach den bereitgestellten Soletti gegriffen habe. Es gibt nur eine Lösung. Eine radikale Ernährungsumstellung. Ich lasse die Finger von allen Lebensmitteln, die sich beim Essen irgendwie verselbstständigen können.
Auf meinem Speiseplan stehen derzeit nur Hartwürste, Trockenrosinen, geräucherte Makrelen und Bohnen. Gesund ist das nicht. Aber man darf bei der Ernährung nicht nur an sich selber denken.
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