Die Philippinen, Vietnam und Co. liegen nicht nur bei Urlaubern im Trend, sondern sollen künftig notwendige Pflegekräfte in Österreich liefern. Das Thema ist brisant, auch an oberster Stelle.
Mehr als 70.000 Pflegerinnen und Pfleger werden bis zum Jahr 2030 in Österreich gesucht, aber wohl nicht gefunden werden. Denn der eklatante Fachkräftemangel schlägt in der Gesundheitsversorgung vermeintlich am härtesten zu. Mit verschiedensten Strategien suchen nun die verantwortlichen Bundesländer nach dringend notwendiger Verstärkung, aktuell auch im Fernen Osten.
Die Philippinen verfügen über eine vierjährige Ausbildung auf Bachelor-Niveau und genießen einen sehr guten Ruf.
Kammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf
Künftige Kooperation
Genau aus diesem Grund wurde am Freitag mit großem Pomp samt philippinischer Hymne ein veritabler Meilenstein bei der Wirtschaftskammer gesetzt. Evangelina Lourdes A. Bernas, die Botschafterin der Philippinen, Günther Wiesinger, Obmann vom Fachverband der Gesundheitsbetriebe (WKÖ) und der Wiener Stadtrat Peter Hacker standen dabei im Fokus. Die drei Hauptakteure unterzeichneten eine erste Absichtserklärung zur künftigen Kooperation und Rekrutierung von Pflegefachkräften aus dem asiatischen Inselstaat für die Millionenmetropole Wien.
Auch der Austausch zur ethischen Rekrutierung, Verbesserung der Ausbildungsanerkennung und die Vereinfachung der Auswanderungsvoraussetzungen auf fernöstlicher Seite waren wichtiger Bestandteil des Treffens. Immerhin dauert es aktuell noch sehr lange, um die Filipinos ins Land zu bringen. Kammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf jubelte: „Gerade im Gesundheitsbereich ist der Personalmangel groß. Es ist daher unerlässlich, internationale Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Die Philippinen verfügen über eine vierjährige Ausbildung auf Bachelor-Niveau und genießen einen sehr guten Ruf.“
Viele Wege führen von Hanoi nach St. Pölten
Während der Jubel in der Bundeshauptstadt also noch nachhallt, wird indes auch in Niederösterreich fleißig am „Pakt für die Pflege der Zukunft“ gearbeitet. Dafür blicken die blau-gelben Verantwortlichen aber lieber nach Vietnam, denn dort sitzen auf der Universität von Hanoi ab kommender Woche 75 zukünftige Fachkräfte im Sprach- und Kulturkurs. Diese „Superhelden der Pflege“ sollen in weiterer Folge auch ein Semester Theorie und Praxis am IMC Nursing Center der Fachhochschule Krems absolvieren.
Institutsleiter Markus Golla ist bereits voller Vorfreude: „Leider kommt dieses Projekt zehn Jahre zu spät, aber es ist trotzdem ein EU-weites Leuchtturmprojekt. Die Resonanz ist wirklich groß, und wir hoffen auf entsprechende Fortschritte“, so Golla zur „Krone“.
Pflege-Misere beschäftigt auch den Bundeskanzler
Die Wichtigkeit dieser Maßnahmen wird nun auf allen Positionen unterstrichen. Vösendorfs Bürgermeister Hannes Koza erklärte nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Karl Nehammer, dass es ein „Gebot der Stunde“ sei, das Thema Pflege nachhaltig anzugehen: „Jedem muss bewusst sein, dass es hier noch mehr Anstrengungen braucht“, sagt der Ortschef.
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