Aus Türkei-Exil

Selenskyj holte Azovstal-Verteidiger wieder zurück

Ausland
08.07.2023 22:28

Sie waren maßgeblich an der aussichtslosen Verteidigung des Azovstal-Stahlwerks beteiligt und gerieten im Vorjahr in russische Kriegsgefangenschaft. Im Zuge eines Gefangenenaustausches gelangten mehrere hochrangige Offiziere in die Türkei. Nun sind die Männer vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj höchstpersönlich von dort in die Heimat geholt worden.

„Nach Hause“, unterschrieb Selenskyj am Samstag ein Foto auf seinem Telegram-Kanal, das ihn im Flieger zusammen mit drei Befehlshabern des Regiments „Asow“, dem Chef der Marineinfanteriebrigade 36, Serhij Wolynsk und dem Kommandanten der 12. Brigade der Nationalgarde, Denys Schlehu, zeigt. Die Männer seien nun „nach Verhandlungen mit der türkischen Seite“ wieder in ihre Heimat zurückgebracht worden, hieß es auf der Seite der ukrainischen Präsidialadministration. Selenskyj habe sie am Flughafen von Istanbul getroffen und zu ihrer Rückkehr beglückwünscht.

Auf dem Heimflug wurde intensiv debattiert. (Bild: AP)
Auf dem Heimflug wurde intensiv debattiert.

Moskau empört über „Verstoß gegen Vereinbarung“
Moskau regierte in einer ersten Stellungnahme empört. Die russische Regierung warf der Türkei vor, mit der Ausreiseerlaubnis für kriegsgefangene ukrainische Soldaten Abmachungen verletzt zu haben. Die Männer hätten im Rahmen des Gefangenenaustauschs bis zum Kriegsende in der Türkei bleiben sollen, erklärt Regierungssprecher Dmitri Peskow nach Bericht der Nachrichtenagentur Ria. Die russische Regierung sei über die Freilassung der Soldaten nicht informiert worden.

Ab in die Heimat (Bild: AP)
Ab in die Heimat

Peskow kritisierte die Rückholung der ukrainischen Soldaten als „direkten Verstoß gegen bestehende Vereinbarungen“ sowohl von türkischer als auch von ukrainischer Seite. Die Befreiung der Asow-Kommandeure aus russischer Gefangenschaft sei an die Bedingung ihres Verbleibs in der Türkei bis Kriegsende geknüpft gewesen, sagte er. Offenbar habe die NATO großen Druck auf Ankara ausgeübt, damit Selenskyj vor dem NATO-Gipfel und angesichts der „Niederlagen bei der Gegenoffensive“ einen Erfolg vorweisen könne, spekulierte der Kremlsprecher.

Monatelange Belagerung
Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war die Hafenstadt Mariupol zum Epizentrum erbitterter Kämpfe gewordne. Mehrere Monate dauerten die Gefechte um die von russischen Truppen eingeschlossene Stadt. Am Ende hatten sich noch mehrere Tausend ukrainische Soldaten, darunter auch Kämpfer des nationalistischen Asow-Regiments im Stahlwerk Azovstal verschanzt. Erst im Mai ergaben sich die letzten Verteidiger.

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