Die renommierte „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hat in ihrer Samstagsausgabe über eine noch nie dagewesene Prüfung durch die Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) berichtet. Im Visier: europäische Banken mit René Benkos Signa als Kunden.
Ein langjähriger Bankvorstand sagte zu diesen Vorgängen gegenüber der FAZ: „Das gab es noch nie.“ Laut der Zeitung nehme derzeit ein vorwiegend mit Österreichern besetztes Team an Prüfern intensiv Banken in ganz Europa unter die Lupe, die Verbindungen zur Signa-Gruppe pflegten: „Landesbanken, spezielle Immobilienbanken, deutsche und natürlich österreichische Finanzhäuser.“ Dem Vernehmen nach geht es den Prüfern in erster Linie um die Einhaltung der Kreditvergabestandards und den hinter den Krediten stehenden Sicherheiten.
Schon in der Vergangenheit hatte es bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) ein Thema mit Benko und der Raiffeisenbank International (RBI) gegeben. So wurde laut damaligen Medienberichten das Kreditrisiko der Signa bei der RBI als um das Neunfache überschritten gesehen.
Ungewöhnliche Korrektur
Indes berichtet der „Standard“ von einer ungewöhnlichen, nicht alltäglichen millionenschweren Korrektur in Bilanzen der Signa-Gruppe. Dabei soll es sich um Zahlen aus dem Jahr 2020 handeln. Laut der Zeitung wurden in der Signa Development „in Summe 161 Millionen Euro nachträglich in die Finanzverbindlichkeiten umgegliedert - das waren gemessen an der Bilanzsumme rund vier Prozent. Bei der Prime Selection waren es deutlich mehr, es wurden 496 und 763 Millionen Euro in die Finanzverbindlichkeiten umgruppiert, das entspricht acht Prozent der Bilanzsumme.“
Für die Kreditgeber der Signa keine unwichtige Veränderung. Schließlich haben solche Vorgänge doch Auswirkungen auf die Kennzahlen des Kunden bei der Bank, etwa die Schuldentilgungsdauer der Kredite.
Seit 2019 keine Holding-Bilanzen
Bemerkenswert ist jedenfalls, dass die Signa Holding GmbH seit dem Jahr 2019 keine Bilanzen veröffentlicht hat, weshalb die Öffentlichkeit keine Einblicke in das Zahlenwerk des Herzstücks der Signa Gruppe bekommen kann.
Übrigens: Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer nimmt sowohl bei Signa als auch bei der Strabag als Präsident wesentliche Aufsichtsratsfunktionen wahr. Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner ist maßgeblicher Signa-Investor.
Als entscheidender Signa-Geldgeber gilt in Österreich die Raiffeisen-Bankengruppe, die der Signa-Gruppe laut „Spiegel“ in Summe etwa zwei Milliarden Euro geborgt haben soll. Zum Raiffeisen-Reich gehören auch Medienbeteiligungen wie etwa der „Kurier“.
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