Plötzlich zu laut

Notarzthubschrauber wird aus Tiroler Ort verbannt

Tirol
10.07.2023 08:16

Seit 18 Jahren rettet der beim Bezirkskrankenhaus Reutte in Tirol stationierte Notarzthubschrauber RK-2 der ARA-Flugrettung Menschenleben, jetzt muss er plötzlich „abfliegen“. Er ist offenbar einigen Anrainern zu laut.

Thomas Jank, Geschäftsführer der ARA-Flugrettung, die den RK-2 betreibt, ist konsterniert: „Der Gemeindeverband Reutte hat als Betreiber des Flugplatzes entschieden, die ARA-Station beim Krankenhaus spätestens 2027 zu schließen. Angeblich wegen nicht mehr länger zumutbarer Lärmbelastung für das Pflegeheim und einige Anrainer.“ Dabei seien gerade im ersten Halbjahr 2023 die Einsätze um 16 Prozent zurückgegangen.

(Bild: Zeitungsfoto.at/Team)

Alternativer Standort schwer zu finden
„Der Gemeindeverband hat uns angehalten, zeitnah einen alternativen Standort im Großraum Reutte ausfindig zu machen“, sagt Jank. Das dürfte sich freilich um ein ebenso schwieriges wie Millionen verschlingendes Unterfangen handeln.

Dies muss auch indirekt der Flugplatzbetreiber zugeben. Der hat vor einigen Monaten Luftfahrt-Experten mit einem Standortgutachten beauftragt - ein Ergebnis sei laut Jank jedoch immer noch nicht bekannt.

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Im ersten Halbjahr 2023 ging die Zahl der Nachteinsätze des RK-2 in Reutte von 92 im Vergleichszeitraum des Vorjahrs auf 71 heuer zurück.

(Bild: Bert Spangemacher)

Thomas Jank, Geschäftsführer ARA-Flugrettung

Lebensrettungen bei Nacht
Der mit einer Seilwinde ausgerüstete RK-2 fliegt abends länger als andere Notarzthelikopter und darf bei Nacht Windenbergungen machen. So konnten die Besatzungen schon viele Male Leben retten. Etwa von der Zugspitze hat man wiederholt in spektakulären Aktionen Alpinisten aus höchster Not gerettet. Nicht nur die Ehrwalder Bergretter zollen den Besatzungen des RK-2 großes Lob und sind von der Zusammenarbeit begeistert.

Nachtflüge Dorn im Auge?
Dem Vernehmen nach sollen jedoch gerade diese Nachtflüge manchen Entscheidungsträgern ein Dorn im Auge sein und die Eskalation befeuert haben. Ob eine Verlegung an einen anderen Platz die Lärmsituation beim Krankenhaus in Ehenbichl entschärft, darf jedenfalls bezweifelt werden, wie folgendes Beispiel zeigt: Wenn der RK-2 von einem alternativen Standort zu einem Einsatz auf der Zugspitze startet, fliegt er mit dem Patienten zum Krankenhaus Reutte und muss dann zurück zum neuen Standort.

In Reutte gibt es dadurch nicht weniger Rotationen und Lärm, im Außerfern aber einen Hubschrauberflug mehr.

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