Seit Wochen abgetaucht
Wieder da und doch entmachtet? Rätsel um General
Erstmals seit dem Söldner-Aufstand in Russland im vergangenen Monat ist Generalstabschef Waleri Gerassimow wieder öffentlich aufgetreten. Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte Aufnahmen (Video oben) von einer Sitzung am Sonntag. Zuvor wurde über seine Absetzung spekuliert.
Auf den veröffentlichten Aufnahmen ist zu sehen, wie Gerassimow über die Abwehr ukrainischer Raketenangriffe auf die annektierte Halbinsel Krim sowie die russischen Regionen Rostow und Kaluga informiert wird. Dabei wurde sein Titel, Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte, verwendet.
Nach dem Abbruch der kurzzeitigen Rebellion der Söldner-Gruppe Wagner am 24. Juni waren einige Top-Generäle nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Das führte zu Spekulationen, ob führende Militärs von den Plänen des Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschin wussten.
Russische Militärblogger verbreiteten die Meldung, dass Wladimir Putin Gerassimow seines Amtes enthoben habe, und zwar seit Samstag. Demnach soll nunmehr Generaloberst Michail Teplinski die Befehlsgewalt über alle Truppen an der Front haben. Es wäre der bereits fünfte Führungswechsel seit der Invasion.
Gerassimow bleibt offiziell Chef
Gerassimow bleibe zwar offiziell Chef des Generalstabs, habe aber mit den Geschehnissen in der Ukraine direkt nichts mehr zu tun, so die „Moscow Times“, die sich auf die Blogger beruft. Zu Beginn orchestrierte noch Alexander Dwornikow den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Vor Gerassimow war Sergej Surowikin für die „Spezialoperation“ verantwortlich. Der Vertraute von Wagner-Chef Prigoschin soll festgenommen worden sein.
Die Wagner-Armee stellt aus Sicht von US-Experten weiter eine potenzielle Gefahr für Putin und seinen Machtapparat dar. „Putin erlaubt Wagner und Prigoschin weiter, in Russland zu operieren und potenziell eine Gefahr für sein Regime zu sein“, hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien ISW vom Samstagabend (Ortszeit) in Washington.
Putin lässt Prigoschin-Imperium zerschlagen
Seit dem Aufstand ist der Propaganda-Apparat des Kremls damit beschäftigt, die Geschehnisse umzudeuten. Putin gibt sich auffällig volksnah und wird als umsichtiger Führer dargestellt, der ein Blutvergießen verhindert habe. Dass der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko im Konflikt vermittelt hat, wird hingegen nicht erwähnt. Medienberichten zufolge lässt Putin das Milliarden-Imperium von Prigoschin aktuell zerschlagen.
Der Medienkonzern von „Putins Koch“, Patriot Media, teilte beispielsweise mit, dass er schließen müsse. Nach Angaben russischer Medien macht auch die von Prigoschin finanzierte „Troll-Fabrik“ dicht, die unter anderem für die Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl 2016 verantwortlich gemacht wird. Putin kündigte zudem an, den Mutterkonzern des Wagner-Chefs genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Er hoffe, dass niemand „etwas gestohlen“ hätte.
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