BBC-Skandal
Moderator soll Teenie für Sex-Fotos bezahlt haben
Der britische öffentlich-rechtliche Sender BBC hat derzeit mit einem großen Eklat zu kämpfen. Ein prominenter Moderator soll nämlich einer oder einem Minderjährigen Zehntausende Pfund für intime Fotos zukommen lassen haben.
Am Montag wollen sich nun BBC-Vertreter mit der Londoner Polizei treffen. Der namentlich nicht genannte Mitarbeiter sei suspendiert worden, teilte das Medienhaus mit. In den Fokus der Öffentlichkeit gerät jetzt auch Sender-Chef Tim Davie, der, laut Kritikern, zu spät handelte.
Längere Vorwürfe
Bereits Mitte Mai will die Mutter des mutmaßlichen Opfers - damals 17 Jahre jung und drogenabhängig - den öffentlich-rechtlichen Sender mit den Anschuldigungen konfrontiert haben. Die BBC aber habe nicht reagiert, klagte die Frau nun in der Zeitung „Sun on Sunday“. Übers Wochenende wurde der Druck immer größer, bis „Auntie“ - das Tantchen, wie Briten die Anstalt liebevoll nennen - schließlich reagieren musste.
Damit steht nun vor allem Intendant Tim Davie im Mittelpunkt. Mal wieder. Noch nicht einmal drei Jahre ist der Generaldirektor im Amt, doch seitdem ist der 56-Jährige fast immer im Verteidigungsmodus.
Schwierigster Medien-Job im Land
Ohnehin gilt der Posten als der herausforderndste der polarisierten britischen Medienlandschaft. Die BBC hat sich einem radikalen Neutralitätskurs verschrieben und wird damit beinahe täglich Ziel von Vorwürfen einer Parteinahme.
Die BBC zu leiten, gleicht dem Versuch, einen Öltanker mit verbundenen Augen und blockierter Steuerung durch eine enge Meerenge zu lenken.
„The Guardian“
Doch Davie macht sich das Leben nach Ansicht von Kommentatoren teils selbst schwer. Beispiel Gary Lineker. Der Ex-Fußballstar ist nicht nur einer der beliebtesten BBC-Moderatoren und der am besten bezahlte. Er ist auch für klare Worte bekannt. Als Lineker im März die migrationsfeindliche Rhetorik der konservativen Regierung in der Asylpolitik mit der Sprache im Deutschland der 1930er Jahre verglich, wurde er suspendiert. Lineker habe die Neutralitätsregeln gebrochen, hieß es. Doch andere Moderatoren solidarisierten sich mit Lineker und streikten - und Davie musste eine peinliche Kehrtwende hinlegen. Lineker durfte ohne Strafe wieder auf Sendung gehen.
Doppelmoral
Nun wird Davie Doppelmoral vorgeworfen. Denn der beschuldigte Moderator im aktuellen Fall blieb nach den ersten Vorwürfen im Mai noch sieben Wochen im Dienst, bis er dann am Sonntag doch suspendiert wurde. Zwar mahnen Regierungspolitiker wie die zuständige Kulturministerin Lucy Frazer zu Sorgfalt bei der Aufklärung. Doch machen sie klar, dass die Reaktion viel zu langsam gewesen sei.
Die Metropolitan Police teilte mit, sie sei von der BBC kontaktiert worden. Es gebe bisher aber keine formale Anschuldigung. „Wir benötigen zusätzliche Informationen, bevor wir entscheiden, welche weiteren Maßnahmen folgen sollen“, hieß es von der Hauptstadtpolizei.
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