Am Freitag erst ist Österreich der europäischen Raketenabwehr beigetreten - ein Wochenende später wird bereits größer gedacht. Ein „Krone“-Besuch im Einsatzzentrum Basisraum in St. Johann im Pongau.
Der Himmel ist zu wenig: Nur drei Tage nachdem sich Österreich zu dem europäischen Raketenschirm ESSI bekannt hat, gehen die Planer der Luftstreitkräfte einen Schritt weiter. Man will künftig auch ins Weltall blicken.
Radar zur Erkennung von Waltraumschrott
Im Zuge von ESSI gibt es erste inoffizielle Anfragen aus Deutschland, spezielle Weltraum-Radaranlagen zur Überwachung von Objekten im All auf österreichischem Staatsgebiet aufzustellen. Das bestätigt der Chef der Luftstreitkräfte, Brigadier Gerfried Promberger, im „Krone“-Gespräch. Konkret geht es um das vom Fraunhofer-Institut entwickelte zivile GESTRA-Radar zur Erkennung und Verfolgung von Weltraumschrott.
Wir haben inoffizielle Anfragen für die Aufstellung von Radaranlagen, die den Weltraum überwachen.
Gerfried Promberger, Chef der Luftstreitkräfte des österr. Bundesheeres
Bild: Pail Sepp
Interkontinental-Raketen erkennen und verfolgen
GESTRA selbst kann zwar keine ballistischen Raketen detektieren, wie die „Krone“ aus Entwicklerkreisen in Deutschland erfuhr. Es ist aber an das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem angeschlossen, das der deutschen Luftwaffe untersteht. Zu dessen Aufgaben zählt sehr wohl die Früherkennung von ballistischen Raketen und Antisatellitenwaffen. Österreich, so das Kalkül, würde den Platz für GESTRA zur Verfügung stellen und im Gegenzug die sensiblen Frühwarn-Daten aus Deutschland bekommen.
Die österreichischen Luftstreitkräfte hätten damit nicht nur wie bisher ein hervorragendes Luftlagebild - das „Goldhaube“-System kann in etwa bis Berlin, Sarajewo und Krakau „sehen“. Man würde darüberhinaus erstmals auch ein „Weltraumlagebild“ erzeugen können.
„EU-Staaten arbeiten noch enger zusammen“
„Durch die gemeinsame Initiative wird Österreich wehrhafter“, sagt Kanzler Karl Nehammer am Rande des Sky-Shield-Termins in St. Johann im Pongau am Montag. „Eine Zeitenwende ist auch, dass wir als EU-Staaten noch enger zusammenarbeiten, um die Sicherheit unserer Länder und unserer Bevölkerung besser und effizienter schützen.“
„Die Welt ist eine andere“, ergänzt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. „Wir sind mit passiven Radardaten gut auf Bedrohungen vorbereitet. Jetzt müssen wir noch im Rahmen von Sky Shield die nötigen Waffen beschaffen, um diese Bedrohungen auch bekämpfen zu können.“
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