Wahnsinn im Gefängnis
Kremlkritiker Nawalny mit Putin-Reden gefoltert
Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny hat berichtet, dass er in der Strafkolonie bereits 100 Tage hintereinander die Rede zur Lage der Nation des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom vergangenen Februar anhören muss. Diese Methode ist Teil der in russischen Gefängnissen stattfindenden Gehirnwäsche, die bei dem politischen Häftling offenbar nicht funktioniert.
Es ist nur eine Schikane von vielen, die Nawalny im russischen Gefängnis über sich ergehen lassen muss. Seit hundert Tagen bekommt er in seiner freien Zeit tagein tagaus Putins wirres Gelaber über die NATO und den Krieg zu hören, statt dem Radio lauschen zu können. Aber nichts scheint den Willen des Oppositionellen brechen zu können.
Keck soll er die Gefängnisleitung gefragt haben, ob man ihm einmal einen „anderen Putin“ einschalten könne. Die Antwort sei gewesen: Die Rede zur Lage der Nation von 2023 würde er sich für das ganze restliche Jahr anhören müssen. „Sobald es eine neue gibt, werden wir dann die anhören“, hieß es.
Absurder als absurd
Da das gesetzlich nicht erlaubt sei, schilderte Nawalny auf Twitter, habe er versucht, gerichtlich dagegen vorzugehen. Man habe ihm daraufhin zu verstehen gegeben, dass dies auf seine „Erziehungsarbeit“ zurückzuführen sei. „Das heißt, Putins Worte sind Erziehung?“, habe der Politiker daraufhin gefragt. „Nein!“, hieß es vonseiten des Gerichts.
„Aber wieso schaltet ihr das (die Rede, Anm.) dann ein?“, bohrte er nach. „Das ist die Anleitung für die Erziehungsarbeit“, so das Gericht. „Also ist Putin Erziehung?“, so Nawalny. Dann heiße es wieder „nein“ und so drehe sich das Ganze zehn Mal im Kreis. „Es ist sehr praktisch, wenn ein Richter wie ein chinesischer Wackelkopf zu allem nickt und alle Maßnahmen der Behörden mit dem Stempel ‚legitim‘ versieht“, schloss Nawalny daraus.
Gefängnissystem von „echt kranken Perversen“ geführt
Der Kremlkritiker war im Jänner 2021 bei der Rückkehr aus Deutschland in seine Heimat festgenommen und wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen und Betrug verurteilt worden. Laut Nawalny zielt in russischen Gefängnissen alles darauf ab, die Inhaftierten zu entmenschlichen und sie zu schikanieren.
„Alles, was ihr lest über den Horror und die faschistischen Verbrechen unseres Gefängnissystems, das ist alles die Wahrheit. Mit einer Richtigstellung: die Wirklichkeit ist noch schlimmer“, schrieb er. Es gebe etwa die bekannten Vergewaltigungen mit dem Schrubber - Dinge, die normalen Menschen nie in den Sinn kämen. „Das Gefängnissystem wird nicht nur von einer wahren Ansammlung an Schurken geführt, sondern von echten kranken Perversen.“
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