„Krone“-Reporter Robert Fröwein flaniert durch die Stadt und spricht mit den Menschen in Wien über ihre Erlebnisse, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Ängste. Alltägliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.
Dass die Inflation nicht gleich Inflation ist, wissen Österreicher besser als andere. Kaum wo in Europa sind die Kosten im Vergleich zu den Löhnen so gestiegen wie hierzulande. Die Regierung befindet sich seit geraumer Zeit in Schockstarre und findet keine nachhaltigen Lösungen. Sei es aus gegenseitiger Blockade, mangelndem Ideenreichtum oder aufgrund der neunwöchigen Sommerpause - es geht jedenfalls wenig weiter und die Bürger müssen das schmale Börserl immer enger schnallen. Noch prekärer wird die Situation in Familien mit Kindern. Hohe Energiekosten, steigende Spritpreise, der alle Grenzen sprengende Einkaufskorb und - auch wenn man jetzt noch nicht daran denken mag - die nächste Charge an Schulartikeln tragen aktuell auch nicht unbedingt zur finanziellen Beruhigung bei.
Gottlob gibt es die Familienbeihilfe, doch auch hier ist guter Rat teuer. Daniel ist selbstständig und Vater von zwei Kindern im schulpflichtigen Alter. Die vierköpfige Familie wohnt in Floridsdorf gemeinsam in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus, in dem abgetrennt auch Daniels Eltern leben. Seine Frau ist als Angestellte tätig und verdient nicht übermäßig, seine eigenen Einkünfte sind unsicher und großen Schwankungen unterworfen. „Die Selbstständigkeit hat viele Vorteile, aber auch viele Nachteile. Ich versuche mir in guten Monaten immer Reserven aufzubauen, aber wenn es zweimal nicht so gut läuft, sind sie schnell wieder weg.“ Ein halbwegs sorgenfreies Leben ist momentan nur durch die gegenwärtige Wohnsituation möglich.
Daniels Eltern verlangen von seiner Familie einen sehr geringen Satz Miete, zu Hause greifen alle zusammen und helfen sich gegenseitig. Mit der Familienbeihilfe von gesamt knapp 300 Euro pro Monat ist ihnen zwar geholfen, doch in der Praxis stößt man auch mit dieser Unterstützung schnell an. „Natürlich ist das ein schönes und sicheres Zubrot, aber man braucht auch wirklich jeden Cent sofort auf“, so Daniel. „Mein größerer Sohn befindet sich im Herbst auf einer Sportwoche, die schon alleine 600 Euro kostet. Mir ist natürlich bewusst, dass die Familienbeihilfe nicht alles finanzieren kann, aber wenn man sich die Kostenentwicklung bei den Produkten ansieht, dann deckt die Beihilfe längst nicht mehr ausreichend ab.“
Aufgrund seiner sicheren Lage fragt sich Daniel aber umso mehr, wie es anderen Familien geht. „Wir sind dankbar für die Unterstützung, aber würden wir nicht mit den Eltern wohnen und müssten uns mit den zwei Jungs eine Wohnung suchen, die ausreichend Platz für alle hat, hätten wir ein großes Problem.“ Mit 1. Jänner 2023 hat die Regierung Familien mit höheren Steuerabsetzbeträgen und einer höheren Familienbeihilfe gegen die Teuerung entlastet. Aufgrund der Valorisierung steige die Beihilfe nun jährlich an. Eine zugegeben große Verbesserung, doch für direkt Betroffene aufgrund der rasant steigenden Lebenserhaltungskosten noch immer keine beruhigende Lösung. Daniel hofft in seinem Job auf einen ertragreichen Herbst. „Zum Glück ging es heuer auch im Frühling ganz gut, so können wir ein paar Mal ins Freibad gehen.“ Auch das wurde ja für viele längst zum Luxus.
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