Eisbär „Nora“, Pandabär „Fu Feng“, oder Giraffe „Amari“: Dass die Bewohner im Tiergarten Schönbrunn Namen bekommen, ist eine beliebte Tradition - die nun ein plötzliches Ende findet. So kommt es jetzt zu einer Strategieumkehr des Zoos: Die Tiere erhalten für die Öffentlichkeit keine Namen mehr. Stattdessen soll der Schutz ganzer Populationen in den Mittelpunkt rücken.
„Für den deutschsprachigen Raum gehen wir hier bewusst einen neuen Weg“, verkündete Direktor Stephan Hering-Hagenbeck gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ die Entscheidung. Für den gebürtigen Deutschen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Außenwirkung in der Arbeit in zoologischen Gärten stark verändert: „Lange Zeit stand die Zurschaustellung eines einzelnen Individuums im Vordergrund.“
„Es war eine Sensation, wenn eine Direktorin oder ein Direktor ein Jungtier auf dem Arm hatte. Damit ging natürlich auch eine Vermenschlichung des Wildtiers einher“, so der Direktor. Aus der Sicht des Zoologen müsse beim Artenschutz aber „der Erhalt einer Population im Vordergrund stehen - und nicht das einzelne Individuum“, so der Zoo-Direktor.
Lange Zeit stand die Zurschaustellung eines einzelnen Individuums im Vordergrund.
Direktor Stephan Hering-Hagenbeck
Die Namensgebung für die Tiere war auch wichtig im Zusammenhang mit Patenschaften für den Tiergarten Schönbrunn. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist etwa Pate des Eisbär-Mädchens „Finja“. Star-Tenor Jonas Kaufmann sang als Pate für das Gibbon-Pärchen „Rao“ und „Sipura“. „Wir haben bereits unser Patenschaftssystem umgestellt, auch hier liegt der Fokus auf der Tierart/Tiergruppe, nicht mehr auf dem Individuum“, so Hering-Hagenbeck gegenüber der Zeitung.
„Am Anfang stand die Zurschaustellung“
Hering-Hagenbeck beschrieb in dem Bericht auch den Wandel zoologischer Gärten: „Am Anfang stand die Zurschaustellung einer für die meisten Besucher unbekannten Tierart. Seit den 1970er-Jahren gab der zoologische Garten mit einer zunehmenden Zahl an Zuchterfolgen außerhalb des natürlichen Lebensraumes einen Rahmen für die Bildung von ersten Reservepopulationen.
„Jetzt beschäftigen wir uns bei der wissenschaftlichen Arbeit im zoologischen Garten mit dem Artenschutz, durch den konzentrierten Ausbau von stabilen Reservepopulationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums.“
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