Ein politischer Knalleffekt kündigt sich in Schladming an: Die Bürgermeister-Partei „Liste Schladming Neu“ wird ihren eigenen Vizebürgermeister Hans-Moritz Pott abwählen. Mit ihm werden zumindest drei weitere Mandatare die Liste verlassen, Stadtchef Hermann Trinker verliert so die absolute Mehrheit.
Die Gemeinderatswahl 2020 brachte in Schladming einen Paukenschlag: Die „Liste Schladming neu“ holte sich knapp die absolute Mehrheit, die erfolgsverwöhnte ÖVP wurde in der Ski-WM-Stadt abgewählt. Es handelt sich um eine Fusion von zwei Bürgerlisten: jener des Rechtsanwalts Hans-Moritz Pott, der seit Jahrzehnten in der Gemeindepolitik ist. Und jener von Hermann Trinker aus Rohrmoos, deren Kern die fusionskritische Haltung der Ortsteile Rohrmoos und Pichl bildete.
Eines änderte sich aber nicht: Die Tradition, dass im Schladminger Gemeinderat die Bandagen hart sein können, blieb aufrecht. Vor allem zwischen Bürgerliste und ÖVP fliegen häufig die Fetzen, zusehends aber auch zwischen Trinker und „Vize“ Pott. Nun kommt es zum Bruch.
Abwahl von Pott scheint fix
Kurzfristig wurde für kommenden Mittwoch eine Gemeinderatssitzung einberufen. Einer der zwei Tagesordnungspunkte: die Abwahl von Pott als Vizebürgermeister. Dafür reichen acht von 14 Stimmen der Bürgerliste, diese dürfte Trinker beisammen haben. Neue Vizebürgermeisterin soll Maria Drechsler werden.
Pott spricht gegenüber der „Krone“ von „unterschiedlichen Sichtweisen, wie man eine Gemeinde führt“ und wirft Trinker „Alleingänge“ vor. Die finanzielle Lage der Gemeinde sei „katastrophal“, man drohe, gegen die Wand zu fahren.
Streit um Gründe in Rohrmoos
Besonders entzündet hat sich der Konflikt zuletzt an den Flechl-Gründen in Rohrmoos. Die Flächen in bester Lage hat sich die Gemeinde vor Jahren gesichert, um leistbaren Wohnraum für Einheimische zur Verfügung zu stellen. Während Trinker den Fokus ausschließlich auf sozialen Wohnbau richten möchte, schwebt Pott eine breite Nutzung vor: ein Café, ein Restaurant, ein Frisör, etwas für Senioren usw.
Pott wird sein Gemeinderatsmandat auch nach der Abwahl behalten, betont er gegenüber der „Krone“. Und zumindest drei weitere Mandatare der Bürgerliste würden diese verlassen und als freie Gemeinderäte bleiben. Trinker hätte dann nur mehr zehn Mandatare und keine absolute Mehrheit mehr. Es käme zu einem freien Spiel der Kräfte im Schladminger Gemeinderat.
Hermann Trinker wollte auf Anfrage keinen Kommentar abgeben.
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