Red Bull Salzburgs Neuzugang Alexander Schlager spricht im Interview mit der „Krone“ über Kritik an seinem Wechsel, die Liebe zu Salzburg und den Anspruch auf viel Spielzeit.
„Krone“: Alex, du scheinst dich in Salzburg wohlzufühlen?
Alexander Schlager: Ja, das tue ich. Ich bin mit einer Riesenfreude hierhergekommen und die ersten Eindrücke haben das bestätigt. Da gibt es wenig, worüber ich mich beklagen könnte.
In den Testspielen warst du einer der Stärksten. Wie fühlst du dich? Wie zufrieden bist du?
Ich bin happy! Die Spiele mit der Nationalmannschaft waren eine Gelegenheit, Selbstvertrauen zu tanken. Ich fühle mich wohl, das spiegelt sich in den Spielen wider. Trotzdem gibt es viele Punkte, an denen ich arbeiten kann und muss. Ich will das mit Lockerheit, Spaß und der nötigen Professionalität angehen, dann passiert automatisch eine Entwicklung.
Welche Punkte sind das?
Da geht‘s vor allem um das Thema Positionierung. Wenn man sich internationale Spitzentorhüter ansieht, gibt es doch einige Punkte, die ich im Detail bearbeiten kann. Hier habe ich noch mal mehr Möglichkeiten, mit zwei Tormanntrainern.
Inwieweit stellt Red Bull Salzburg für einen Spieler eine neue Welt dar?
Man merkt, dass hier alles viel größer und wuchtiger ist. Ich habe das aber auch erwartet. Nicht umsonst wird man über Jahre hinweg immer wieder Meister und Cupsieger. Ich sehe es als coole Gelegenheit, noch einmal auf noch höherem Niveau zu trainieren. Es passt perfekt für mich!
Es gab auch Anfragen aus dem Ausland. Wie konkret war das?
Ich war im letzten Vertragsjahr und habe mich umgeschaut. Die Bundesliga-Saison war ordentlich, ich bin im Nationalteam und weiß zugleich, dass ich nicht mehr der Allerjüngste bin.
Speziell für Salzburg.
Stimmt (lacht). Ich wusste, dass der Schritt für mich und meine Familie passen muss. Als sich die Möglichkeit hier ergeben hat, war alles andere gleich vom Tisch. Ich bin hier groß geworden, habe in Salzburg meinen Lebensmittelpunkt und bin dankbar, dass ich zurückkommen darf.
Das Ausland hat dich nicht gereizt?
Das wäre auch reizvoll gewesen. Es gab Interesse aus der deutschen Bundesliga, aber auch aus Italien, wo es immer wieder Kontakt gab. Es haben aber viele Beispiele gezeigt, dass es im Ausland oft viel schwieriger ist. Als das Interesse von Red Bull Salzburg kam, habe ich gleich gemerkt, dass mehr dahintersteckt. Und genau das wollte ich. Daher war die Entscheidung für mich einfach.
Hast du vorab mit Teamchef Ralf Rangnick über deinen Wechsel und den Plan, die Nummer zwei in Salzburg zu sein, gesprochen?
Sicher haben wir darüber gesprochen. Er hat mir gesagt, dass ihm regelmäßige Spielpraxis wichtig ist. Das hat man auch bei Pentzi (Patrick Pentz, Anm.) gesehen. Es ist aber auch so, dass ich derjenige bin, der täglich im Klub arbeitet und mir wichtig ist, dass ich mich rundum wohlfühlen muss. Dann kann ich auch auf dem Level spielen, den ich in mir habe. Man lebt nur einmal, da will ich mich bestmöglich entwickeln, Spaß haben und mit meiner Familie ein tolles Leben führen. Wenn das Paket passt, wird es auch die Leistung tun.
Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, beim LASK zu verlängern, auch dort hätte das Finanzielle gestimmt. Für mich gab es keine zwingende Notwendigkeit, aus finanziellen Gründen wegzugehen. Für mich gehört so viel mehr dazu.
Alexander SCHLAGER, Neuzugang des FC Red Bull Salzburg
Kritiker werfen die vor, dass du wegen des Geldes nach Salzburg gegangen bist. Was entgegnest du ihnen?
Dass es absolut nicht stimmt. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, beim LASK zu verlängern, auch dort hätte das Finanzielle gestimmt. Für mich gab es keine zwingende Notwendigkeit, aus finanziellen Gründen wegzugehen. Für mich gehört so viel mehr dazu. Ich wollte mich persönlich weiterentwickeln. Ich weiß, wie professionell bei Salzburg gearbeitet wird, wie man Spieler nach vorne bringt. Da geht es um Ernährung, Training, Videostudium. Du hast hier so tolle Möglichkeiten, die ich nutzen will. Denn ich weiß, dass ich so noch ein paar Prozentpunkte rausholen kann. Das war mein Hauptantrieb. Wenn ich mich reinhaue und Gas gebe, ist der Rest nur eine Frage der Zeit. Es belastet mich wenig, wenn von außen Kritik kommt, denn ich kenne meinen inneren Antrieb.
Mit dem Wechsel von Philipp Köhn steigen deine Chancen aufs Einserleiberl. Wie schätzt du die aktuelle Lage ein?
Nicht anders als davor. Ich bin nach wie vor happy, dass ich da bin und auf hohem Niveau arbeiten. Wir haben ein cooles Team und ich werde weiter hart trainieren. Dann sehen wir, was passiert.
Inwieweit bist du von seiner Entscheidung, Salzburg zu verlassen, überrascht?
Ich bin nicht wirklich davon überrascht, weil er überragend gespielt hat. Auch für einen Torhüter ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt den nächsten Schritt zu machen.
Nico Mantl scheint nun der Mann zu sein, mit dem du um den Platz im Tor rittern wirst. Wie hast du ihn als Typen und Teamkollegen kennengelernt?
Auch Nico ist ein sehr angenehmer Mitspieler und ein harter Arbeiter, der viel Qualität mitbringt.
Du hast früher schon in der Mozartstadt gespielt, bist hier groß geworden und tief verwurzelt. Inwieweit lebst du für den Verein, die Stadt, die Leute in Salzburg?
Hier gibt es ganz klar eine große Verbindung. Ich bin hier aufgewachsen, habe dem Verein viel zu verdanken, weil ich eine tolle Ausbildung genossen habe, die meinen Weg ermöglicht hat. Die Verbindung war immer da, weil ich jemand bin, der nicht vergisst, was ich vom Verein bekommen habe. Jetzt bin ich Spieler von Red Bull Salzburg und stolz darauf. Zugleich bin ich auch dem LASK dankbar für die letzten sechs Jahre. Ich bin mit mir im Reinen und einfach glücklich, wieder hier zu sein.
Als Zlatko Junuzovic 2018 nach Salzburg kam, wollte er endlich einen Profititel gewinnen. Welche Rolle spielt das für dich, du wartest schließlich auch noch darauf?
Das wäre absolut geil! Genau das sind die Momente, auf die man hinarbeitet. Der Anspruch ist da, es immer und immer wieder zu schaffen. Das taugt mir und dafür werde ich alles investieren, damit wir Titel holen. Das ist ein großes Ziel für mich.
Du hattest das Ritual, vor dem Spiel ein Buch zu lesen, um dich voll zu fokussieren. Ist das noch immer der Fall?
Mit den Jahren wird alles etwas entspannter, man lernt sich besser kennen. Ich bin nicht mehr so übertrieben aufgeregt vor Spielen. Es gibt aber nach wie vor Dinge, die ich nicht verändert habe. Manchmal lese ich vorher, manchmal versuche ich ein Kreuzworträtsel zu lösen, ab und zu schaue ich auch einen Film oder schlafe. Mir gefällt es, wenn ich einen Mix habe. Generell freue ich mich auf alle Spiele und versuche, den Tag bis zum Spielbeginn entspannt rüberzubringen.
Was ist mit den Kaugummis, die du in der Kabine, beim Aufwärmen und während des Spiels immer benötigt hast?
Das mache ich nach wie vor gerne (lacht).
Du wirkst sehr ausgeglichen. Wie bringt man dich in Rage?
Ich bin perfektionistisch veranlagt. Wenn dann was nicht funktioniert, koche ich manchmal innerlich. Im Großen und Ganzen bleibe ich aber ganz gelassen und versuche Dinge zu verbessern. Wenn man sein Bestmögliches gibt, kann man sich wenig vorwerfen. Ich wüsste auch gar nicht, was mich so richtig aufregt. Ab und zu kommt aber einiges zusammen und du bist plötzlich „out of order“.
Du wirst mit Salzburg an der Champions League teilnehmen, dem größten Klubwettbewerb der Welt. Welche Bedeutung hat er für dich?
Eine unglaublich große! Ich kann das jetzt noch gar nicht richtig realisieren. Mit dem LASK durfte ich vor ein paar Jahren mal reinschnuppern im Play-off, da haben wir auch die Hymne gehört. Das war Gänsehaut pur! Diese Momente vergisst man nie wieder. Ich kann es daher kaum erwarten, bis es heuer losgeht und werde es richtig genießen.
Früher war Petr Cech dein großes Vorbild. Wer inspiriert dich heute?
Ich habe jetzt kein Vorbild mehr, schaue mir aber gerne Szenen von den Toptorhüter an und beobachte, wie sie Situationen lösen. Es geht um Strategien und Muster, die die Chance erhöhen, Bälle zu halten.
Du bist ein Routinier, der in eine neue Mannschaft gekommen ist. Verhältst du dich dann anfangs eher ruhig und checkst die Lage? Oder gehst du von Beginn an voran und gibst Kommandos, sprichst auch in der Kabine mal zum Team?
Wenn du neu in eine Mannschaft kommst, musst du mal alle kennenlernen und dir die neuen Abläufe anschauen. Es sind doch viele Dinge hier anders. Da musst du dich erstmal zurechtfinden. Sobald ich am Platz bin, bin ich so wie immer.
Hast du den Anspruch, Führungsspieler zu sein?
Das passiert automatisch. Ich helfe gerne, mache mir über viele Dinge Gedanken und will das Bestmögliche für das Team. Wir wollen gemeinsam so erfolgreich wie möglich sein.
Mit 27 Jahren bist du aktuell der Drittälteste im Team, hast ein Kind. Wie sehr merkst du einen Interessensunterschied zu den ganz jungen Kollegen?
Ganz egal, welche Sprache man spricht, ob man ein Kind hat, wie alt man ist: Wir arbeiten alle für dasselbe Ziel, das ist in den Köpfen der Spieler. Wir wollen die Zeit genießen, ein gutes Klima haben. Ob sich die Interessen darüber hinaus decken, spielt da keine Rolle. Innerhalb des Teams investieren wir alles für ein gemeinsames Ziel.
Ex-Bullen wie Stevie Lainer haben verraten, dass das Niveau im Training hier häufig höher ist als in einem Bundesliga-Spiel. Ist das auch ein Grund, warum man sich hier besser weiterentwickeln kann?
Absolut! Das zählt für mich besonders. Du hast bei zwei Spielen 180 Minuten in der Woche. Ansonsten verbringst du aber sehr, sehr viel Zeit im Training miteinander. Da gibt“s einen Drive, da gibt“s hohe Ziele, wo sich jeder voller Leidenschaft reinwirft. Dadurch entsteht ein hohes Niveau. Hier bist du jeden Tag am Anschlag unterwegs und dadurch entwickelst du dich weiter. Das genieße ich sehr.
Mit Christoph Freund hattest du immer wieder Kontakt im Laufe der vergangenen Jahre. Wer ist sonst noch da, den du aus deiner Akademie-Zeit kennst?
Da gibt es durchaus einige. Neben Christoph Herbert Ilsanker, Musti (Mesloub, Anm.) war sogar ganz früher mein Trainer, ein paar Physios, die Zeugwarte. Es ist schon cool, mit ihnen jetzt wieder zusammen zu sein.
Wie ist der Austausch mit Trainer Matthias Jaissle? Weißt du schon, wie oft du spielen wirst?
Es ist ein sehr angenehmes Klima. Er hat mir klar signalisiert, wie sehr er sich freut, dass ich hier bin. Es gibt aber keine Notwendigkeit, jetzt schon zu wissen, wann und wo ich spiele. Wir geben alle Gas, irgendwann wird dann auch darüber gesprochen. Ich sehe das ganz entspannt.
Was ist das Schönste an deiner Rückkehr?
Schwierig zu sagen, weil ich keinen Punkt sehe, der nicht schön ist. Es passt alles, es ist einfach das Rundumpaket! Ich spiele für den größten und besten Klub Österreichs. Ich freue mich, mit so einer Mannschaft arbeiten zu können und solch tolle Möglichkeiten zu haben. Ich freue mich auch aufs Stadion, wo ich früher Akademiespiele bestritten habe. Es ist einfach cool, hier zu sein.
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