Neue Zielvorgaben

AMS-Sparkurs: Weniger Arbeitslose und Fördermittel

Wirtschaft
13.07.2023 09:37

Das Arbeitsmarktservice (AMS) stellt sich im kommenden Jahr auf weniger öffentliche Mittel ein, weil Sonderprogramme wie die Aktion Sprungbrett für Langzeitarbeitslose enden und weniger Arbeitslose erwartet werden. Beim Förderbudget für aktive Arbeitsmarktpolitik rechne man für 2024 aus derzeitiger Sicht mit einem möglichen Rückgang auf 1,1 Milliarden Euro, nach 1,3 Milliarden Euro im laufenden Jahr, sagte die neue AMS-Österreich-Vorständin Petra Draxl.

Die Summe sei Ausgangsbasis für Verhandlungen im August mit den zuständigen Ministerien, stehe aber sowohl im längerfristigen AMS-Budgetplan als auch in der Budgetvorschau des Bundes. Draxl verweist auch auf die neuen „sehr ambitionierten“ arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben für das AMS von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP).

Zitat Icon

Wenn man es ambitioniert umsetzen will, dann braucht es mehr Ressourcen. Ich wünsche mir ein gutes Budget auf Grundlage der Arbeitslosenzahlen, das auch der Schwerpunktsetzung gerecht wird.

AMS-Österreich-Vorständin Petra Draxl (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

AMS-Österreich-Vorständin Petra Draxl

Wie Förderbudget verteilt wird
Aus dem Förderbudget werden unter anderem Qualifizierungs-, Beratungs- und Betreuungsangebote, Lohnkostenförderungen für Betriebe und temporäre Beschäftigungen im Rahmen gemeinnütziger Arbeitskräfteüberlassung oder bei sozialökonomischen Betrieben finanziert. Die Kurzarbeit ist im Förderbudget nicht enthalten. Arbeitslosengeld und Notstandshilfe sind Versicherungsleistungen und werden aus der Arbeitslosenversicherung bezahlt. Das AMS setzt bei der Qualifizierung von Arbeitslosen Trainer und Sprachlehrer von externen Bildungsträgern ein. Wegen geringeren AMS-Fördermitteln verloren in den Jahren 2018 und 2019 hunderte externe Erwachsenenbildner ihren Job.

Eine Warteschlange beim Arbeitsmarktservice (Bild: APA/Roland Schlager)
Eine Warteschlange beim Arbeitsmarktservice

In der Corona-Pandemie stand dem AMS aber wieder deutlich mehr Fördergeld für die aktive Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung. Im Jahr 2021 waren es 1,5 Milliarden Euro und damit 3791 Euro pro Arbeitslosem/Schulungsteilnehmer, im Jahr 2022 waren es rund 1,6 Milliarden Euro und 4919 Euro pro Kopf, geht aus APA-Berechnungen hervor. Die durchschnittliche Fördersumme pro Kopf ist nur ein rechnerischer Wert, weil es sich bei den vermeldeten Arbeitslosenzahlen um Bestandsgrößen handelt und nicht jede Person Qualifizierung benötigt.

Pro-Kopf-Fördersumme wird sinken
2023 könnte die durchschnittliche Fördersumme laut Schätzung pro Kopf auf 3929 Euro und im kommenden Jahr auf 3516 Euro sinken. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen inklusive Schulungsteilnehmer von heuer 337.600 auf 326.600 im kommenden Jahr.

125 Vollzeitplanstellen weniger beim AMS
Auch intern muss das AMS den Sparstift ansetzen. Der Mitarbeiterstand soll im kommenden Jahr laut aktuellem Planungsstand um 125 Vollzeitplanstellen sinken. Per Ende Juni hatte das AMS insgesamt 5868 Planstellen.

AMS-Vorständin lobt Minister Kocher
Arbeitsminister Kocher hat dem AMS Ende Juni für die langfristige Arbeit neue „arbeitsmarktpolitische Zielvorgaben“ gegeben. In dem 30-seitigen Dokument wünscht sich Kocher unter anderem eine Forcierung der Vermittlung, mehr Beschäftigungsanreize und einen Fokus auf „grüne Transformation“. Zuletzt hatte die damalige Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) im Jahr 2019 dem AMS „arbeitsmarktpolitische Zielvorgaben“ gegeben. Die neuen Zielvorgaben von Minister Kocher seien „sehr gut formuliert“, so Draxl. „Mir haben sie sehr gut gefallen.“

Außerdem hat Kocher in einem dreiseitigen Erlass zum Thema geringfügig beschäftigte Arbeitslose das Arbeitsmarktservice aufgefordert, in diesem Bereich österreichweit schärfer zu kontrollieren. Wer Arbeitslosengeld bezieht, kann gleichzeitig einer geringfügigen Beschäftigung (bis maximal 500,90 Euro) nachgehen.

„Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden nicht realistisch“
Eine gesetzliche Verkürzung der Arbeitszeit - auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich - hält Draxl auf absehbare Zeit nicht für realistisch. Es stelle sich die Frage, woher die Arbeitskräfte dafür kommen sollen, insbesondere in Bereichen wie der Pflege oder im Service- oder Dienstleistungssektor - also Branchen, wo aktuell Personalmangel herrscht. Ein Faktor sei auch die Erhöhung der Kosten, die mit einer Verringerung der Arbeitszeit einhergehen würde. Längerfristig erwarte sie aber Veränderungen. „Vielleicht haben wir in 15 Jahren eine weitere Senkung der Arbeitszeit.“

Kampf gegen hohe Arbeitslosenquote in Wien
Zur hohen Arbeitslosenquote in Wien relativ zu anderen Bundesländern sagte Draxl, dass man sich die unterschiedlichen Strukturen vor Augen führen müsse. Beispielsweise seien in der Hauptstadt jüngst viele Jobs für höher Qualifizierte entstanden, weniger in Bereichen, die für niedrigqualifizierte Personen geeignet seien. Auch der Anteil von Migranten sei ein Faktor, wie zuletzt schon Draxls Nachfolger als Chef des AMS Wien, Winfried Göschl, ins Treffen führte. Von Bedeutung sei darüber hinaus die demographische Entwicklung, in der Stadt würden immer mehr junge Menschen leben. „Inzwischen ist Wien die jüngste Stadt Österreichs.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt