Der Baustellensommer hält Wien im Griff - und nicht alle Baustellen sind gleich, zeigt der Lokalaugenschein auf drei der größten Baustellen: Von verstecktem Fleiß bis Lähmung ist alles dabei. Die unvorhergesehenen Störungen auf der U3 sorgen in Wien aber jedenfalls für Unmut.
Umleitungen, Ersatzlinien, Stau - und das zum Teil über Monate hinweg: Mit aktuell 91 verkehrsbehindernden Bauprojekten erlebt Wien einen Baustellensommer der Extreme. Wie eine Umfrage unter Wartenden beim U6-Schienenersatzverkehr (siehe unten) zeigt, ist die Geduld der Bevölkerung recht belastbar - wenn auf den Baustellen auch etwas weitergeht. Grund genug für eine Baustellenkontrolle an drei Brennpunkten.
Baustelle Westausfahrt: Routinierte Gelassenheit herrscht auf der Großbaustelle an der westlichen Stadtgrenze. Das gilt für die an verschiedenen Bauabschnitten einander zuarbeitenden Teams ebenso wie für die Autofahrer. Die befürchteten Staus sind großteils ausgeblieben, die Informationen und Ausschilderungen erfüllen den Zweck.
Baustelle U6: Die Arbeiten am Tragwerk der U6-Brücke zwischen Alterlaa und Schöpfwerk machen es nötig, Schotter und Geröll abzutragen, bevor man weiterarbeiten kann. Nur zwei Lkw mit speziellen Vorrichtungen sind dafür im Einsatz. Entsprechend langsam geht es voran. Nur ein kleines Grüppchen Arbeiter ist bei der Station Alterlaa tätig, auf den restlichen zwei Bauabschnitten ist keine Menschenseele zu sehen. Die mangelhafte Ausschilderung der Ersatzbusse für jene, die ihre Fahrt in Alterlaa oder am Schöpfwerk ohne Umsteigen beginnen, lässt Öffi-Fahrgäste suchend durch die Gegend irren.
Baustelle U4: Die Arbeiter zwischen Schottenring und Schwedenplatz sind so etwas wie die stillen Helden der Baustellensaison: Hier wird rund um die Uhr gearbeitet, auch wenn man das im Vorübergehen kaum erkennen kann. Das Tragwerk der Überplattung am Franz-Josefs-Kai muss von unten komplett erneuert werden. Jede einzelne tragende Säule muss ersetzt werden. Das dauert pro Säule anderthalb Tage. Die Arbeiter „springen“ deshalb von einem Einsatzpunkt zum anderen und können alte Bausubstanz erst abtragen, sobald die neue belastbar genug ist. Manchmal geht eben doch etwas voran, auch wenn man es nicht auf den ersten Blick sieht.
Gerade im Sommer sind Baustellen ungünstig, aber es wird wohl nicht anders gehen.
Daniel, 25, Lagerlogistiker
Bild: Lukas Zimmer
Pannenserie auf der U3 raubt Wienern letzten Nerv
Die Geduld der Wiener wird jedoch auch abseits der Baustellen auf die Probe gestellt, zuletzt vor allem durch eine Pannenserie auf der U3. Gleich zu Wochenbeginn sorgte ein Kurzschluss eines Transformators bei der Station Landstraße (Wien Mitte) für eine achtstündige Störung. Die Linie wurde deshalb zweigeteilt geführt. Erst am Abend konnte Entwarnung gegeben werden. Laut Wiener Linien war das der Hitze an diesem Tag geschuldet.
Ein Horror! Der U6-Ersatzbus steht bei Tausenden Ampeln, das dauert immer ewig.
Romana, 42, Angestellte
Bild: Lukas Zimmer
Mittwochfrüh mussten sich die Fahrgäste dann erneut mit überlangen Intervallen herumschlagen. „Es gab ein schadhaftes Fahrzeug, das wegen einer Türstörung eingezogen werden musste. Außerdem wurde der Zugnotstopp missbräuchlich verwendet, was ebenso zu einer Verzögerung führte“, sagt eine Sprecherin der Wiener Linien. Nur wenige Stunden später folgte dann gleich der nächste massive Ausfall bei der orangen Linie. Grund diesmal: Wegen einer Stellwerksstörung bei der Station Landstraße ging mitten in der Stoßzeit wieder einmal nichts mehr.
Fahrgäste fragen sich zu Recht, was zurzeit mit der „Sorgenlinie“ U3 los ist. Die Wiener Linien wollen eine auffallende Häufung der Störungen nicht bestätigen. Interessant dabei ist, dass die U3 als einzige U-Bahn-Linie in diesem Sommer durchgängig fährt. Wenn da nicht die täglichen Ausfälle wären.
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