In Linz wird eine Katze in einer Futterspenden-Box ausgesetzt - vermutlich, weil die Besitzer entspannt auf Urlaub fahren wollten. Und in Lambach sperrt eine Frau zwei Hunde tagelang in einem winzigen Badezimmer ein.
Eigentlich sollen in der Drahtbox vor dem Linzer Tierheim Futterspenden für heimatlose Vierbeiner deponiert werden. Als Pflegerin Julia Hörmann (20) morgens ihren Dienst antrat, fand sie aber ein rund sechs Monate altes Kätzchen darin. „Es kommt nicht selten vor, dass uns vor der Urlaubszeit Schachteln oder Käfige mit Tieren einfach vor die Tür gestellt werden“, meint Hörmann. „Viele läuten auch kurz an und fahren dann einfach weg“.
Viel Arbeit für Tierpfleger
Das nun ausgesetzte Kätzchen ist besonders verschmust und muss nach der tierärztlichen Untersuchung vorerst für einen Monat in Quarantäne. „Bevor das Tier ins Katzenhaus ziehen kann, müssen wir sicher sein, dass es keine ansteckenden Krankheiten hat“, erklärt die Tierpflegerin. Quarantänepflege bedeutet für die Mitarbeiter des Tierheims Mehrarbeit, da Hygienevorschriften tunlichst eingehalten werden müssen. Die Besitzer haben jetzt einen Monat Zeit, sich zu melden - sollte dies nicht passieren, wird die Samtpfote vermittelt.
Vor dem Urlaub, muss das Tier weg
Auch die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe warnt vor einer Welle an Tierabgaben. Chefin Johanna Stadler rät dazu, sich bereits bei der Anschaffung eines Haustieres Gedanken darüber zu machen, wer sich im Urlaub darum kümmern soll. Auch sie erlebt immer wieder, dass Tierhalter deren Vierbeiner vorm Urlaub kurzfristig loswerden möchten. „Die Tierbesitzer drohen mit dem Aussetzen oder gar Einschläfern, sollten wir die Vierbeiner nicht aufnehmen“, erzählt Stadler.
Weiterer Fall von Tierleid
Glück im Unglück hatten zwei Hunde in Lambach. Deren Frauchen musste eine Haftstrafe antreten und wurde von der Polizei abgeholt. Dabei entdeckten die Beamten im Badezimmer der Tierhalterin zufällig die beiden Schnüffler, die daraufhin von der Tierrettung abgeholt wurden. „Die Hunde wurden uns in einem entsetzlichen Zustand übergeben“, sagt Harald Hofner vom Tierparadies Schabenreith. „Beide waren schlecht genährt, verwurmt und sind traumatisiert. Der Rüde bellt permanent, die Hündin geht immer ganz geduckt.“
Die Hunde werden jetzt im Tierparadies Schabenreith verwöhnt, dürfen frische Luft und Auslauf genießen. Jetzt können sie sich endlich sicher und geborgen fühlen.
Harald Hofner vom Tierparadies Schabenreith, Steinbach/Z.
Hunde in Bad eingesperrt
Nachbarn berichteten, dass die Hunde praktisch rund um die Uhr im Haus waren, vermutlich die meiste Zeit im winzigen Bad der 50 Quadratmeter großen Wohnung. Da der Rüde nicht kastriert war, bekam die Hündin in Gefangenschaft acht Welpen, die von der Halterin verkauft wurden. Besonders tragisch: Laut Bezirkshauptmannschaft reicht das alles nicht für eine Abnahme der Tiere. Die Besitzerin könnte die Vierbeiner also nach Haftentlassung wieder zurückfordern.
Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteurin Andrea Kloimstein zum Thema:
Tiere sollen nicht vermenschlicht werden?
Tiere sollen nicht vermenschlicht werden, meint der Direktor des Schönbrunner Zoos und will künftig darauf verzichten, den Zoobewohnern Namen zu geben. Im Gegenzug wird jeder Tierliebhaber seinen Vierbeiner als Familienmitglied betrachten. Angesichts der aktuellen Fälle von Tierleid muss man sich aber schon fragen, ob man die Schwester auch im kleinen Badezimmer einsperren würde? Oder den Opa einfach in einer Drahtbox aussetzt, um auf Urlaub fahren zu können? Wer sich ein Tier anschafft, geht damit eine durchaus menschliche Verpflichtung ein - dessen sollte man sich bewusst sein.
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