Causa Commerzialbank

Banken-Skandal: Erste Anklagen bahnen sich an

Burgenland
14.07.2023 10:56

Am Freitag vor drei Jahren erschütterte die größte Burgenland-Pleite die Kunden. Mittlerweile gibt es knapp 60 Beschuldigte, darunter auch 12 Verbände. Erhebungen laufen...

„Tut mir leid, ich habe die Bank ruiniert!" Als der Chef, Martin Pucher, zähneknirschend seine irre völlig aus den Fugen geratene Finanzwelt nicht länger geheim halten konnte, flog am 14. Juli 2020 das millionenschwere Betrugsdesaster auf. Noch am selben Tag um 23.43 Uhr musste die Finanzmarktaufsicht die Commerzialbank Mattersburg schließen.

57 Beschuldigte
Am 15. Juli wurde die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet. Erfundene Spareinlagen, fingierte Kredite, Ermittlungen wegen schweren Betrugs, Untreue und Geldwäsche - ein Aufschrei unter den Sparern war die bittere Folge. Die aufwendigen Nachforschungen zogen weite Kreise. Die Zahl der Beschuldigten ist auf 57 angewachsen, darunter 12 Verbände.

Am Freitag vor drei Jahren wurde die Bank geschlossen. (Bild: Huber Patrick)
Am Freitag vor drei Jahren wurde die Bank geschlossen.

Mitten im Fadenkreuz Pucher und Ex-Vorständin Franziska Klikovits. Auf 826 Millionen Euro belaufen sich die Forderungen von 420 Gläubigern. Um Einblick in Puchers dunkle Machenschaften zu erhalten, fanden 850 Einvernahmen und 30 Hausdurchsuchungen statt - 3600 Kontoöffnungen inklusive. Die Erhebungen sind voll im Gang.

Patente als Rettung?
Zuletzt sorgten Puchers abwegige Umweltprojekte in Wüstenstaaten und der arabischen Welt erneut für Gesprächsstoff. „Ich dachte, die Patente retten uns“, hatte der waghalsige Finanzjongleur im U-Ausschuss erklärt.

Insider wussten aber schon früh genug, dass die „Öko-Seifenblasen“ platzen werden. Einer dieser Träume war ein als innovativ angepriesener Ölbinder. „Die Finanzierung der Entwicklung lief von Anfang bis zum Schluss zur Gänze über die Commerzialbank, teils mittels gewährter Kredite“, so ein beteiligter Mitarbeiter.

Elf Millionen in Ideen
In 16 Jahren sollen elf Millionen Euro in Puchers dubiose Geschäftsideen inmitten eines weit verzweigten Firmengeflechts geflossen sein. Die Umweltpatente stellten sich als katastrophaler Flop heraus, der Rest bekanntlich ebenso.

Wohl nicht verhandlungsfähig
Erste Anklagen bahnen sich an. Oberstaatsanwaltschaft Wien und Justizministerium prüfen Vorwürfe zu fünf Beschuldigten. Ob Pucher vor Gericht stehen wird, ist unklar. Vermutet wird, dass er aus gesundheitlichen Gründen als nicht verhandlungsfähig erklärt werden muss.

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