Eine Mischung aus Action und Liebe. Die Filmhits der Woche samt Kritik von Christina Krisch.
Filmkritik zu: Mission Impossible:
Ungebremst ist er wieder da - und übernimmt sich dabei keineswegs: Ethan Hunt (Tom Cruise), Agent der Impossible Mission Force, ist zurück und stürzt sich in seine siebente leinwandfüllende Mission! Der kaum greifbare Bösewicht, mit dem er und sein Team (Simon Pegg, Ving Rhames, Rebecca Ferguson u.a.) es diesmal zu tun kriegen, ist eine künstliche Intelligenz, die die digitale Welt schon längst infiltriert hat. Und diesem Bedrohungsszenario lässt sich fast nur analog beikommen, was Regisseur Christopher McQuarrie stellenweise für recht nostalgische Auswüchse nutzt.
Da heizt Teflonmann Ethan etwa im postkastlgelben Fiat 500 quer durch Rom, und hat dabei unpraktischerweise eine freche Diebin (Hayley Atwell) im Schlepptau - und was die beiden in erster Linie verbindet, sind Handschellen. Das Kolosseum, die Engelsburg sind nur aus dem Augenwinkel wahrgenommene touristische Attraktionen, denn der ewig Getriebene hat keine Zeit... Und so fügen sich internationale Schauplätze (gedreht wurde u. a. in Italien, England, Norwegen und im Nahen Osten), spektakuläre Stunts und hochtouriges Agentengemauschel zum erwarteten Blockbuster-Bombast, frei nach dem Motto „Nichts ist unmöglich!“. Tom Cruise befindet sich einmal mehr in einer Art ständigem Wettbewerb im Sich-selbst-Übertreffen - und wenn er auf einem Bike ins Nichts, weit über die Klippen hinausrast, muss man sich eher um die Maschine als um ihn Sorgen machen.
Ob das hohe Erzähltempo auch in Teil 2 des filmischen Mammutwerks (in gut einem Jahr!) zu halten sein wird, das wird sich zeigen. Denn schon jetzt bringt Regisseur McQuarrie immer mehr Gegenspieler in Stellung, so als würde er dem Faszinosum einer abstrakten, die Menschheit bedrohenden KI nicht ganz trauen. Auf seinen Star Tom Cruise, der einmal mehr bedingungslose Professionalität und maximale körperliche Fitness an den Tag legt, kann er sich jedenfalls verlassen. Weil dieser sich so ziemlich alles traut. Zur Not kann er ja immer noch die Reißleine ziehen!
Filmkritik zu: Mit Liebe und Entschlossenheit
Urlaubsimpressionen. Ein sichtlich glückliches Paar liebkost sich im MeerEin Idyll, das Nähe und Erotik atmet. Wenig später werden Sara (Juliette Binoche) und Jean (Vincent Lindon) wieder vom Pariser Alltag eingeholt - mitsamt strikten Covid-Regeln. Und dann ist da plötzlich François (Gregoire Colin), ein ehemaliger Geliebter von Sara, den diese für Jean, der zu jener Zeit noch verheiratet war, einst verlassen hatte. Dass der wie aus dem Nichts Aufgetauchte seinem ehemaligen Kollegen Jean die Gründung einer gemeinsamen Agentur vorschlägt, wohl auch um diesem wieder auf die Beine zu helfen - Jean saß im Gefängnis -, lässt Dinge und Beziehungsgeflechte peu à peu außer Kontrolle geraten.
Einmal mehr raubt einem die schauspielerische Intensität von Juliette Binoche den Atem. Wie Regisseurin Claire Denis diese verhängnisvolle Dreiecksgeschichte skizziert, ja wie eine Zufallsbegegnung ein emotionales Gemetzel mit drastischem Herzblutvergießen in Gang setzt und alle drei von einer Art Taumel ob der psychischen Grausamkeiten erfasst werden, gleicht einem Überlebenskampf. Dem der Liebe. (Die topbesetzte Menage-à-trois erhielt bei der diesjährigen Berlinale den Silbernen Bären für die Beste Regie).
Filmkritik zu: Sauve Qui Peut (La Vie)
Eine von ihrer Arbeit für das Fernsehen ausgelaugte Frau (Nathalie Baye) zieht sich aufs Land zurück, um sich als Romanautorin zu versuchen. Was ihren Lebensgefährten (Jacques Dutronc) in eine veritable Sinnkrise stürzt. Er, der ihren Versuch der Selbstfindung als Liebesentzug interpretiert, sucht eine Prostituierte (Isabelle Huppert) auf, die wiederum genug von der ausbeuterischen Brutalität ihres Zuhälters hat.
Der von Jean-Luc Godard 1980 realisierte Streifen spürt Existenzen nach, die nach Neuorientierung lechzen, aber nicht frei von einengenden Abhängigkeitskonstrukten sind. In starkem Kontrast zu diesen resignativen Charakterstudien, die der Regisseur in zum Teil meditativen Zeitlupen verpackt, steht der Einsatz seiner Filmmusik, die sich als betörender Klangteppich über all die Bitternis legt
Filmkritik zu: Rodeo
Motorrad-Gangs gerieren meist Männlichkeitsbilder: die heißen Öfen, getuntes Chrom, dunkle Lederjacken, der Duft von Benzin und die testosterongetränkte Sehnsucht nach der Freiheit der Landstraße. Doch Biker-Fantasien gehen auch anders - mit einer jungen Antiheldin im Mittelpunkt, die von sich behauptet, sie wäre schon mit einem Motorrad zwischen den Beinen geboren worden. Julia (Julie Ledru) gehört zu einer Gruppe von Dirtbikern, die ihr Adrenalin bei illegalen Stunts hochjazzen - und sie ist es, die die schnellen Zweiradgeschoße beschafft, ja klaut, indem sie beim Testen der Maschinen einfach ordentlich Gas gibt. Gefährliches Lebensgefühl mit kriminellem Thrill.
Der Plan, gleich mehrere Bikes aus einem fahrenden Lkw zu stehlen, bringt den großteils mit Laien besetzten Streifen so richtig auf Touren. Dass sich Julia in die Privatangelegenheiten des Bandenchefs einmischt, ist allerdings fatal. Die französische Regisseurin Lola Quivoron hat in Julie Ledru eine starke Protagonistin, an der die Kamera förmlich klebt, die aber dennoch nicht zu fassen ist.
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