Nach geschmacklosen Videos von ÖVP-Wien-Chef Karl Mahrer und der Angst vor der „Grünen Armee Fraktion“ wollen wir von einem Psychologen wissen: Was ist bloß mit Karl Mahrer los.
Verhaltensauffällig, originell, populistisch, merkwürdig oder ein kluger Schachzug? Nach seinem neuen Video von einem Lokalaugenschein auf der Mariahilfer Straße, in dem Karl Mahrer vor laufender Kamera die Polizei wegen eines auf der Parkbank schlafenden Mannes ruft, stellt sich zu Recht die Frage: Was ist bloß mit dem Wiener ÖVP-Chef los? In naher Zukunft erwartet er sich immerhin auch die Entführung von Industriellen in RAF-Manier, durchgeführt von den Klimaklebern als „Grüner Armee Fraktion“ - um Klimaziele zu erpressen.
Es ist sicher irritierend, wie Mahrer auf Probleme aufmerksam macht. Das ist der politische Stil zur Zeit. Aufmerksamkeit um jeden Preis.
Christian Beer
Aufmerksamkeit und Macht
„Die Leistungsfähigkeit der Politiker wird geringer, weil sie verstanden haben, dass es nicht um Leistung geht. Daraus erwachsen verrückte Aktionen“, sagt Psychotherapeut Christian Beer. Es gehe um Aufmerksamkeit und Macht. Eine Pathologisierung sei schwierig. Beer: „Als Politiker muss man sowieso ein bestimmter Typ sein.“
ÖVP und Mahrer wissen, dass sie bei der nächsten Wahl verlieren. Also wählt man die Strategie Auffallen um jeden Preis. Ob das hilft? Die Peinlichkeitsgrenze wird da überschritten, aber gar nicht auffallen wäre auch keine Alternative. Da wird er höchstens parteiintern schon vor der Wienwahl abgelöst. Was danach vielleicht sowieso blüht.
Peter Filzmaier, Politologe
Mahrer versucht, mit diesen Aktionen einen „law and order“-Kurs zu fahren und sich kritisch zu Zuwanderung sowie in Hinblick auf Klimaaktivisten zu positionieren. Damit möchte er vor allem FPÖ-Wähler ansprechen, schließlich haben ÖVP und FPÖ einen starken Wähleraustausch. Wie gelungen einzelne Videos sind, ist eine andere Frage.
Alexandra Siegl, Meinungsforscherin
Anruf nur bei tatsächlichem Notfall
Zum Schlafenden selbst: Die Polizei betont auf Anfrage, man solle in Fällen wie diesem Personen ansprechen und einen Notruf erst tätigen, „sollte tatsächlich ein Notfall gesundheitlicher oder anderer Natur vorliegen“. Beamte würden in solchen Situationen „grundsätzlich das Gespräch suchen“.
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