Die diesjährige Überraschungs-Siegerin in Wimbledon heißt Marketa Vondrousova. Die 24-jährige, ungesetzte Tschechin, die vor einigen Jahren schon einmal im Roland-Garros-Finale gestanden war, vermasselte der neuerlich im Wimbledon-Finale gescheiterten Ons Jabeur den geschichtsträchtigen Sieg mit einem 6:4-6:4-Erfolg.
Vondrousova war vor dem Turnier die Nummer 42 im WTA-Ranking und ist nun die erste ungesetzte Wimbledon-Championesse überhaupt.
Jabeur muss damit auch nach ihrem insgesamt dritten Major-Finale weiter darauf warten, den ersten Grand-Slam-Titel überhaupt für Afrika zu holen. Jabeur bleibt Weltranglisten-Sechste, Linkshänderin Vondrousova schießt von Platz 42 auf Postion 10 und steht damit erstmals in den Top Ten.
„Letztes Jahr noch Gips getragen“
Vondrousova ist nicht nur die erste Ungesetzte, die in Wimbledon triumphiert hat, sie tritt auch in die Fußstapfen ihrer berühmten Landsfrauen Martina Navratilova, Jana Novotna und Petra Kvitova. „Ich weiß nicht, was da gerade passiert ist. Es ist ein unglaubliches Gefühl“, freute sich Vondrousova. Besonders nach allem, was sie an Verletzungen durchgemacht habe. „Letztes Jahr habe ich noch einen Gips getragen. Unglaublich, dass ich jetzt hier stehe und die Trophäe in der Hand halte.“
Die auch beim Publikum sehr beliebte Jabeur, die mit ihrer positiven Art viele Fans gefunden hat, muss vom ersten Major-Sieg für eine Spielerin oder einen Spieler aus Afrika weiter träumen. „Ons du bist eine Inspiration für uns alle, du bist eine tolle Person. Ich bin sicher, du wirst eines Tages hier gewinnen“, hatte Vondrousova tröstende Worte für die Tunesierin.
Jabeur hatte zuvor unter Tränen gestanden: „Es ist wirklich sehr hart für mich, ich werde auf den Bildern ziemlich hässlich aussehen“, scherzte sie. „Das ist die schmerzhafteste Niederlage meiner Karriere.“ Und doch blieb sie sehr sportlich: „Gratuliere Marketa und ihrem Team zu diesem tollen Turnier. Ich weiß, du hattest viele Verletzungen, deshalb freue ich mich sehr für dich.“ Ihren Fans versprach sie, dass sie nicht aufgeben und stärker zurückkommen werde. Als „Trost“ kassierte sie immerhin auch noch 1,175 Mio. Pfund (1,37 Mio. Euro).
Tattoo für Trainer
Für Vondrousova war es auch privat perfektes Timing: Ihr für das Finale eingeflogener Ehemann Stepan Simek kann nun mit seiner Frau den ersten Hochzeitstag feiern - und das als Wimbledonsiegerin. Weniger erfreut ist abseits des Jubels über den Sieg ihr Coach Jan Mertl. Denn die mit Tattoos übersäte Vondrousova hatte im Falle eines Major-Titels eine Wette laufen: Nun muss sich auch Mertl ein Tattoo zulegen. „Das machen wir am besten gleich morgen“, sagte sie schelmisch noch auf dem Court. Und auch sonst will sie den Titel feiern. „Vielleicht mit ein paar Bier, diese zwei Wochen waren wirklich erschöpfend.“
Zuvor hatte Jabeur mit einem Break zum 2:0 den besseren Start hingelegt, kassierte aber selbst das Break zum 1:2. Auch eine 4:2-Führung vermochte die Tunesierin nicht zu nutzen. Als Vondrousova der Favoritin zum 5:4 den Aufschlag abnahm, ließ sich die Tschechin diese Führung nicht mehr nehmen. Zu null wandelte sie das 2:4 nach 40 Minuten in ein 6:4.
Hier die Statistik zum Spiel:
Auch im zweiten Durchgang hagelte es Breaks auf beiden Seiten. In den ersten fünf Games brachte nur Jabeur ihren Aufschlag durch, einen 3:1-Vorsprung konnte sie aber nicht halten. Danach ging es mit dem Aufschlag bis ins neunte Game, die Linkshänderin aus Prag nahm Jabeur den Aufschlag zum 5:4 ab und verwertete danach nach 80 Minuten den zweiten Matchball.
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