Ist das „Vater Unser“, das weltweit bekannteste christliche Gebet, zu patriarchalisch und überdies geeignet, Menschen zu verletzen, die Probleme mit ihren Vätern haben? Oberösterreich konservativer Landesrat für Integration und Soziales Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) holt diese Debatte, die in Großbritannien ausbrach, jetzt auch zu uns. Und er ist schockiert über manch verletzende Reaktion.
„Die Diskussion darüber, dass der Begriff Vater im ,Vater Unser’ belastend auf Menschen wirkt, ist irrsinnig. Wir stehen zu unseren christlichen Werten und halten unsere Traditionen hoch“, postete der ÖVP-Landesrat (am Prediger-, pardon Rednerpult, fotografiert) auf Instagram. Zur „Krone“ sagt er: „Ich sehe keine Notwendigkeit, das ,Vater Unser’ umzudichten.“
Wer will das überhaupt? Wie das „Krone“-Auslandsressort berichtet hat, hält Stephen Cottrell, anglikanischer Erzbischof von York in Großbritannien, die Verwendung des Begriffs „Vater“ in diesem Gebet für potenziell belastend. Im O-Tonlaut von Medienberichten: „Ich weiß, dass das Wort ,Vater‘ für diejenigen problematisch ist, deren Erfahrungen mit irdischen Vätern zerstörerisch und missbräuchlich waren, und für alle von uns, die etwas zu sehr unter einem erdrückenden patriarchalischen Griff auf das Leben gelitten haben.“
Auswuchs der Wokeness-Debatte
In seinem privaten Umfeld sei darüber – als jüngster typischer Auswuchs der „Wokeness-Debatte“, wie Hattmannsdorfer meint – intensiv diskutiert worden. Deshalb seine Posts auf Instagram und Facebook, siehe Screenshot. „Es geht mir um ein klares Bekenntnis. Wir führen ja gerade generell eine Debatte über diese ganzen Wokeness-Themen. Man darf normale Dinge nicht mehr sagen, heute, und man muss sich für ganz normale Dinge rechtfertigen.“ Darauf gab es positive Reaktionen, aber auch Beschimpfungen, wie etwa den Anwurf „Kasperl“...
Wir hätten wichtigere, echte Probleme
“Etwas weniger Aufgeregtheit täte uns allen gut“, meint ÖVP-Politiker Wolfgang Hattmannsdorfer nun auf Facebook, offenbar durchaus nicht ohne Selbstkritik: Über soziale Medien eine Debatte über ein Thema zu entfachen, das unsere aktuellen Probleme an Wichtigkeit weit unterbietet, ist wahrlich nicht g’scheit. Das gilt für den väterlichen Wortlaut des Gebetes genauso wie für sein Unbehagen an “Wokeness", das ist das oberlehrerhafte und oft selber intolerante und diskriminierende Tadeln angeblichen Fehlverhaltens.
Bitte konzentrieren Sie sich wieder auf Soziales, Jugend und Integration, werter Herr Hattmannsdorfer!
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