Vor fast genau einem Jahr schien die Karriere von Österreichs Skicross-Shootingstar Mathias Graf aufgrund fehlender finanzieller Unterstützung zu Ende. Doch zwei Wochen nach seinem Rücktritt wurde er umgestimmt. Es folgten zwei Weltcupsiege und einige umstrittene Rennen. Im „Krone“-Talk lässt der Vorarlberger das letzte Jahre Revue passieren und wagt einen Ausblick.
„Es geht sich finanziell bei mir einfach nicht mehr aus“, ließ Mathias Graf am 15. Juli 2022, im exklusiven „Krone“-Talk die Bombe platzen - und verkündete das sofortige Ende seiner Karriere als Skicrosser. Und das, obwohl er nach einer sensationellen Siegesserie im Europacup einen fixen Weltcupstartplatz hatte, trotz allem allerdings keine Aufnahme in den Spitzensportkader der Polizei fand.
Riesiges Medien-Echo
Eine Geschichte, die weit über die österreichischen Grenzen hinaus hohe Wellen schlug. „Unglaublich, wie viele Menschen sich in der Folge bei mir gemeldet haben“, erinnert sich der Dornbirner, der auch mehrere Unterstützungsangebote von völlig Fremden bekam. Am Ende war es allerdings sein Schwiegervater Thomas Hauff, der ihn nach zwei Wochen doch noch zum Rücktritt vom Rücktritt bewegte. „Tom hat mir ein Angebot gemacht, das weit über das klassische Kopfsponsoring hinausging“, erzählt Graf, der inzwischen beim deutschen Selfmademann angestellt ist und sich unter anderem um die Erstellung des neuen Internetauftritts des Erdbewegungsunternehmens kümmert, beim ausführlichen „Krone“-Interview ein Jahr nach seinem Rücktritt vom Rücktritt.
Krone: Voriges Jahr haben Sie - für viele überraschend - die Karriere beendet, um nach zwei Wochen den Rücktritt vom Rücktritt zu erklären. Würden Sie heute alles wieder so machen?
Mathias Graf: Ja! In dem Moment war meine Entscheidung klar, war ich zu 100 Prozent darauf eingestellt, dass es sich finanziell nicht mehr ausgeht. Diese unglaubliche Welle an Rückmeldungen - nicht nur von Sponsoren - die ich in der Folge erhielt, war eine riesige Überraschung. Es war gar nicht einfach, jedem zu erklären, warum es sich nicht mehr ausgeht. So gesehen war es eine Erleichterung, als ich mich dazu entscheiden konnte, weiterzufahren.
Sie gewannen zwei der ersten vier Weltcuprennen. Waren dann viele Schulterklopfer da, die „schon immer an Sie geglaubt haben“?
Ja, die gab es natürlich. Mittlerweile bin ich aber so reif, dass ich mir gratulieren lasse und mir meinen Teil denke. Die Leute, die immer für mich da sind, kann ich an einer Hand abzählen. Vielleicht an zwei, wenn ich alle Verwandten mitrechne. Beim Rest weiß ich, dass sie nur da sind, wenn es gut läuft oder sie an mir verdienen können…
Ein Bild, das in Erinnerung blieb, ist Ihre Grätsche beim Premierensieg in Val Thorens. War das geplant?
Überhaupt nicht! Ich habe mich schon in dem Moment gefragt, warum ich das überhaupt mache (lacht). Das ist mir einfach passiert.
In der Folge hatten Sie mit einigen kleinen Verletzungen zu kämpfen, lief es nicht mehr nach Wunsch...
Ich habe stets betont, dass es meine erste Weltcupsaison und der Gesamtsieg kein Thema ist. Ich bin völlig zufrieden, wie es für mich gelaufen ist. Wenn man gleich im ersten Winter bis zum Ende ganz vorne mitfährt, glaubt man schnell, dass man sowieso alles weiß. So gehe ich noch hungriger in die kommende Saison.
Es wäre natürlich schön, eine megacoole Sache, wenn wir in Vorarlberg einen Weltcup hätten. Aber wenn niemand dazu bereit ist ein Rennen zu organisieren, weil sie es nicht machen können oder machen wollen, dann ist es einfach so.
Ski-Shootingstar Mathias Graf
Bild: Christof Birbaumer/Kronenzeitung
Nicht alle waren mit Ihrer Fahrweise einverstanden, es gab auch eine Gelbe Karte. Sind Sie bei der Konkurrenz gefürchtet?
Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin der Letzte, der am Start steht und sich denkt, dass sich ein Konkurrent vor mir anscheißt. Allerdings weiß inzwischen jeder, dass ich mir nichts gefallen lasse. Ich bin sicher keiner, der unfair fährt. Schneidet man mich aber sinnlos raus und ich bekomme irgendwann die Chance dazu, gebe ich das natürlich zurück.
Besonders mit den deutschen Athleten „krachte“ es immer wieder. Gab es nach der Saison eine Aussprache?
Nein, die gab es nicht! Wobei ich aber glaube, dass die ganz froh sind, wenn sie mich einmal einen Sommer lang nicht sehen (lacht). Mal schauen, wie das denn im Herbst aussieht. Man trifft sich sowieso auf der Piste wieder.
Wie schon vorigen Winter gibt es auch kommende Saison kein Weltcuprennen im Montafon. Wie groß ist da der Ärger?
Der hält sich eigentlich in Grenzen - da ich nichts anderes erwartet habe. Es wäre natürlich schön, eine megacoole Sache, wenn wir in Vorarlberg einen Weltcup hätten. Aber wenn niemand dazu bereit ist ein Rennen zu organisieren, weil sie es nicht machen können oder machen wollen, dann ist es einfach so. Das muss ich zur Kenntnis nehmen.
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