Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber über Preise, Inflation, den Wolf und die Auswirkungen des Klimawandels. Welche Herausforderungen Kärntens Bauern erwarten.
Ich habe in so einer Selbstbedienungshütte einen kleinen Becher Glundner Käse gekauft – um knackige fünf Euro. Sind die Bauern ähnliche Inflationstreiber wie die großen Konzerne?
Nein! Die Direktvermarktung, diese Hütten und der Ab-Hof-Verkauf sind die einzigen Dinge, bei denen der Bauer selbst die Preise machen kann. Wir bieten in der Kammer sogar Kalkulationskurse an. Und wenn der Preis zu hoch oder die Qualität zu gering ist, kommt der Kunde eh nicht wieder.
Wer sind dann die großen Profiteure?
Die Energiewirtschaft, die Ölmultis, die großen Konzerne. Ein Beispiel: Beim Dünger explodierte der Preis von 200 Euro pro Tonne auf 1000 Euro pro Tonne. Dahinter stehen Firmen in der Hand einiger weniger Oligarchen.
Wenn wir von einer achtprozentigen Inflation ausgehen: Landen diese acht Prozent auch in den Taschen der Landwirte?
Nur vereinzelt. Schauen wir auf die Milch, da geht der Preis schon wieder zurück. 2022 dürfte ein gutes Jahr gewesen sein, 2023 erwarten wir massive Rückgänge. Aber wir warten noch auf die Einkommenszahlen.
Themenwechsel: Warum gelingt es den Almbauern nicht, den Menschen zu erklären, dass das Leben eines Schafes gleich viel wert ist wie das eines Wolfes?
Naja, ich behaupte, dass in Kärnten 80 Prozent der Menschen keine Wölfe in unseren Wäldern und auf unseren Almen wollen. 15 Prozent wissen nicht genau, worum es geht und fünf Prozent sind für den Wolf. Die wirklich lauten Wolfsschützer sitzen aber alle in Wien.
Wie geht’s weiter? Schießen bis zur letzten Patrone?
Wir arbeiten an einem Alm- und Weideschutzgesetz. Uns ist Almwirtschaft wichtiger als der Wolf.
Alle reden vom Klimawandel, welche Herausforderungen erwarten unsere Land- und Forstwirte?
Neben Extremwetterlagen eine Reihe anderer Dinge – vor allem im Wald. Die Esche wird nicht überleben, die Fichte kriegt Probleme. Ich weiß nicht, ob es in Zukunft im Lesachtal, Mölltal und in Osttirol noch Fichten geben wird. Der Borkenkäfer hat bereits drei Populationen im Jahr, früher war es eine. Wir brauchen einen klimafitten Wald.
Hat die Landwirtschaft ähnliche Probleme?
Nicht ganz, heuer erwarten wir eine gute Ernte. Aber wir brauchen dürreresistentere Gräser, einen dürreresistenten Mais und ich weiß nicht: Vielleicht sind in 20 Jahren Bio-Oliven aus dem Lavanttal ein Produkt, das sich zu einem Renner entwickelt. Kurz: Der Klimawandel hat Auswirkungen.
Und weil wir damit den Klimawandel stoppen, steigen jetzt alle Landwirte auf Elektrotraktoren und elektrische Mähdrescher um
Das wird sich nicht spielen, denn auf dem Feld gibt es keine Alternative zum Diesel. Was es aber bereits gibt, sind Roboter zur Unkrautbekämpfung.
Der Anteil der Agrarwirtschaft an der Bruttowertschöpfung in Österreich beträgt etwa 1,5 Prozent. Sind da Agrarthemen nicht vielfach überbewertet?
Nein, denn ohne uns geht nichts. Wir gestalten das Land – und wir ernähren die Bevölkerung.
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