Auch nachts heiß

Hitze-Teufelskreis: Die Stadt kühlt nicht mehr aus

Wien
17.07.2023 06:00

In Wien purzeln die Temperaturrekorde. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Denn der genaue Blick in die Messdaten zeigt vor allem: Die Hitze macht zugleich auch immer seltener Pause.

Dass ständig neue Rekordtemperaturen rund um die Welt gemessen werden, ist schon fast alltäglich geworden. Und doch ist das nur die halbe Wahrheit, wenn es um die Auswirkungen der Hitze auf Mensch und Umwelt geht. Eine genaue Datenauswertung der Zentralanstalt für Meteorologie/geosphere für die „Krone“ und ein Blick in die Statistiken der Stadt Wien zeigen: Rekordtemperaturen gab es früher auch - aber ebenso kühlere Verschnaufpausen. Nun bleiben fast nur die Rekorde übrig.

Schlaflos, weil es auch in der Nacht noch über 20 Grad hat. Die Zahl der Tropennächte in der Stadt nimmt durch den Klimawandel kontinuierlich zu. (Bild: Krone KREATIV, AdobeStock)
Schlaflos, weil es auch in der Nacht noch über 20 Grad hat. Die Zahl der Tropennächte in der Stadt nimmt durch den Klimawandel kontinuierlich zu.

Temperaturrekorde untertags sind nicht alles
Meteorologen rechnen in „Klimanormalperioden“ von jeweils 30 Jahren. Blickt man an den Beginn der vorvergangenen Periode, in das Jahr 1961, scheint auf den ersten Blick alles gar nicht so schlimm: Auch damals betrug die höchste gemessene Temperatur 33,7 Grad Celsius. Die Absenkung der Temperatur in der Nacht lag jedoch bei 10,6 Grad (siehe Grafik rechts), der Organismus konnte sich erholen.

4,2 tropische Nächte

gibt es inzwischen im Juli durchschnittlich in Wien. Das ist mehr als achtmal so viel wie noch bis in die 1980er-Jahre.

Nächte können Tage nicht mehr wiedergutmachen
Vereinfacht gesagt steigen die Temperaturen, während die Absenkung während der Nacht relativ konstant bleibt. Das bedeutet, dass selbst die höchste je gemessene Temperaturabsenkung von 12,4 Grad (im Jahr 2015) die Tageshitze nicht mehr „niederkämpfen“ konnte. Statistisch gesehen gab es bis in die 1980er Jahre im Juli in Wien nur jedes zweite Jahr eine einzige tropische Nacht - also eine Nacht, in der die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt.

Inzwischen liegt der Juli-Durchschnitt bei 4,2 tropischen Nächten im Jahr, also mehr als achtmal so viel. Die Daten beziehen sich auf die Messstation Hohe Warte, wo die Temperaturen immer deutlich unter jenen im dicht verbauten städtischen Gebiet liegen. Hobby-Meteorologen in der Stadt messen üblicherweise doppelt so viele tropische Nächte wie die Hohe Warte.

Laut Berechnungen von geosphere kommen für Wien selbst bei Erreichen der Pariser Klimaschutzziele pro Jahr noch fünf Hitzetage - und damit auch tropische Nächte - mehr dazu. Immer realistischer wird jedoch eine andere Rechnung: Ohne Klimaschutzmaßnahmen wird Wien in Zukunft im Durchschnitt 47 Hitzetage pro Jahr erleben

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