Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Wie französische Medien berichten, ist sie in ihrem Haus in Paris leblos aufgefunden worden.
Birkins Auftritte in der Öffentlichkeit wurden schon ab 2012 immer seltener, denn sie musste viele Konzerte wegen einer Autoimmunkrankheit absagen, eine Fehlsteuerung, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Im September 2021 erlitt Birkin einen leichten Schlaganfall, musste zahlreiche Termine absagen.
Song mit Gainsbourg wurde zum Skandal
Die 76-jährige Birkin, eine gebürtige Londonerin, wurde im Ausland vor allem durch ihren Hit aus dem Jahr 1969 bekannt, in dem sie zusammen mit ihrem Geliebten, dem verstorbenen französischen Sänger und Songwriter Serge Gainsbourg, das sexuell eindeutige „Je t‘aime ... moi non plus“ sang.
1984 brachte das Modehaus Hermès zudem eine für sie entworfene Handtasche auf den Markt. Die „Birkin Bag“ genießt bis heute absoluten Kultstatus und kann bis zu mehrere Zehntausend Euro kosten.
Jane Birkin stand in Frankreich seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne und vor der Kamera. Sie verließ England nach ihrer Scheidung von Barry im Jahr 1968, den sie 1965 mit gerade 19 Jahren geheiratet hatte. Bei Dreharbeiten zum Liebesfilm „Slogan“ lernte sie Serge Gainsbourg kennen, einst das „Enfant terrible“ der französischen Musikszene.
Sie war Anfang 20, als sie zusammen mit Gainsbourg „Je t‘aime, moi non plus“ ins Mikrofon stöhnte. Der gesungene Orgasmus wurde zum Skandal. In vielen Ländern wurde das Lied verboten, doch machte es die verführerische Frau mit der Zahnlücke und dem englischen Akzent 1969 über Nacht zum Star - und die beiden zu einem Paar. Zwei Jahre später kam ihre gemeinsame Tochter, Schauspielerin Charlotte Gainsbourg, auf die Welt.
Trennung von Gainsbourg
„La danseuse“, ebenfalls ein erotisches Lied, und „Melody Nelson“ gehörten zu ihren weiteren gemeinsamen Erfolgen. Im September 1980 setzte Birkin der Beziehung ein Ende. Sie war der Eskapaden des Frauenhelds und Alkoholikers müde. Doch noch nach der Trennung hat Gainsbourg weiter für sie geschrieben. Und sie weiter seine Lieder gesungen - auch nach seinem Tod im Jahr 1991. Bis auf eine Ausnahme: den gestöhnten Welthit „Je t‘aime, moi non plus“.
2013 erlitt Birkin einen schweren Schicksalsschlag. Sie verlor ihre Tochter Kate aus der Beziehung mit dem Komponisten Barry. Die damals 46-jährige Fotografin hatte sich aus dem Fenster ihrer Pariser Wohnung im vierten Stock gestürzt.
Sexsymbol der 60er- und 70er-Jahre
Auf der Leinwand war Birkin seit einigen Jahren nicht mehr zu sehen. Der Grund: Ihr gefalle ihr Gesicht nicht mehr, wie sie 2016 auf dem Filmfestival in Locarno sagte. Über 40 Filme hat sie gedreht, darunter den Erotikfilm „Egon Schiele - Exzesse“ aus dem Jahr 1981 und „Blow up“, in dem sie ein Fotomodel spielt - nur bekleidet mit Kniestrümpfen.
Der Film von Michelangelo Antonioni wurde in Cannes 1967 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Ein Jahr später erschien der Erotik-Thriller „Der Swimmingpool“, in dem sie an der Seite von Romy Schneider und Alain Delon spielt. Birkin war das Sexsymbol der 60er- und 70er-Jahre. Über diese Zeit sagte sie Jahrzehnte später, dass sie sich mit diesem Image gar nicht identifizieren konnte.
Jane Birkin hat zahlreiche Alben veröffentlicht mit Songs, die andere für sie geschrieben haben - mit zwei Ausnahmen, „Enfants d‘hiver“ und „Oh! Pardon tu dormais...“, in dem Birkin noch verletzlicher wirkt als sonst. Es liege ein kleiner Schmerz in dem Album, erzählte sie der Wochenzeitschrift Paris Match. Und zitierte einen Satz von Serge: „Bei blauem Himmel könne man nichts schreiben, man brauche dazu Wolken und Stürme.“
„Eine französische Ikone“
Die Sängerin und Stilikone war die Lieblingsengländerin der Franzosen, die sie einfach „La Birkin“ nannten. „Weil sie die Freiheit verkörperte und die schönsten Worte unserer Sprache sang, war Jane Birkin eine französische Ikone“, würdigte sie Präsident Emmanuel Macron. „Ihre Stimme war ebenso sanft wie ihr Engagement leidenschaftlich. Sie hinterlässt uns Melodien und Bilder, die uns nie verlassen werden.“ Frankreichs Kulturministerin Rima Abdul Malak nannte Birkin „die französischste aller Britinnen“. „Jane B war der Schalk, die freche Eleganz, das nie aus der Mode gekommene Sinnbild einer ganzen Epoche, eine flüsternde Stimme, die unser Idol bleibt.“
Auch Frankreichs Kulturwelt nahm mit bewegenden Worten Abschied von der Ikone. Popsänger Étienne Daho, der gemeinsam mit Birkin ein Album herausbrachte, postete auf Instagram ein Foto von Birkin mit den Worten: „Unvorstellbar, in einer Welt ohne dein Licht zu leben.“ Der Sänger Patrick Bruel schrieb: „Goodbye Jane ...“ Schauspieler Pierre Richard, der in den Siebzigerjahren mit Birkin gemeinsam vor der Kamera stand, schrieb zu einem Foto, das die beiden im Gras liegend zeigt: „Jane, so lustig, so klug, so zerbrechlich, so großzügig, so alles! Ein Stück meines Herzens geht mit ihr.“
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